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Nachruf

Dr. phil. Franz N. Brander (18.08.1948 – 29.06.2015)

Ende Juni ist Franz Brander mitten aus seinem vielfältigen Wirken herausgerissen worden. Vom Schwimmen im Zürichsee, das er wie so oft in der Mittagspause geniessen wollte, kehrte er nicht mehr zurück. Am jenem Abend hätte er von seiner Gemeinde als Friedensrichter nach 28 Jahren segensreicher Vermittlertätigkeit verabschiedet werden sollen.

An sehr vielen Stellen hinterlässt Franz eine immense Lücke. Nicht nur in den verschiedenen Berufsverbänden war er ein wichtiger Realisator vieler Pläne und Aktionen, er war u.a. auch Präsident des Bundes Schweizer Baptistengemeinden.

Im Namen der Schweizer Charta für Psychotherapie (CHARTA), dem Schweizer Psychotherapeutenverband und dem Institut für Lerntherapie und sicher auch des Instituts DaS (Daseinsanalytisches Seminar) sprechen wir Dir - Franz - den herzlichen Dank für die grossen Leistungen in den Berufsverbänden und Ausbildungsinstitutionen aus.

Ich schreibe hier aber auch im eigenen Namen, da sich unser beider Wege erst im Studium der Psychologie, dann aber stärker in den Engagements für die Berufsverbände immer wieder gekreuzt haben. Ich greife einige besondere Stationen auf:

In den ersten Jahren des neugegründeten Schweizerischen Psychotherapeutenverbands lernte ich Franz Brander als Kassier im Vorstand näher kennen und schätzen. Auf ihn und die Korrektheit seiner Amtsführung war immer voller Verlass.

In der Schweizer Charta für Psychotherapie vertrat er neben seinen Vorstandsämtern auch das Daseinsanalytische Seminar, resp. die Gesellschaft für hermeneutische Anthropologie und Daseinsanalyse (GAD), deren Gründungsmitglied er 1983 war.

Als Mitglied des Schweizer Psychotherapeutenverbandes (SPV, heute ASP) war Franz mit dabei, als wir 1990 in Strassburg die «Strassburger Deklaration» verfassten, die auch seine Unterschrift trägt. Sie sollte der Start«schuss» für die europäisch koordinierte Berufspolitik werden. Die Vereinbarung legte Leitlinien für die Ausbildung von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten fest, zu der sich sowohl viele Schulrichtungen als auch viele Ländervertretungen verpflichteten. Sie bildet seither das länderübergreifende Fundament für die Jahrzehnte lange Entwicklung der Gesetzgebung bezüglich der Psychotherapieausbildung in Europa.

Die gradlinige, unkomplizierte und zu 100% zuverlässige Art von Franz Brander bewährte sich drei Jahre später besonders, als er in einer schweren Krise des SPV die riesige Kleinarbeit übernahm, das Verbandssekretariat auszulösen und in neue Hände zu überführen. Durch ein Misstrauensvotum war der Gründungspräsident abgewählt worden, was natürlich hochemotionale Spannungen hervorrief. Dank seiner psychologisch und administrativ akkuraten Vorgehensweise bewahrte Franz Brander den Verband vor grösserem Schaden.

Als 1991 die Schweizer Charta für Psychotherapie unterzeichnet wurde, leistete Franz Brander als Daseinsanalytiker wieder grosse Unterstützung. Seine Tatkraft half massgeblich, die Ziele und Wege voranzutreiben, die der Anerkennung ausseruniversitärer Ausbildungsgänge dienen sollten. Die Zielsetzung, nicht nur Medizinern und Psychologen den Zugang zur Psychotherapie offen zu halten, war eines unserer zentralen gemeinsamen Anliegen.

Um diesen Anspruch politisch besser untermauern zu können, lancierte Joseph Jung, der damalige Präsident des SPV, die Idee, einen propädeutischen Studiengang aufzubauen. Psychotherapieinteressierte anderer Studiengänge sollten in psychologische und philosophische Grundlagen der Psychotherapie eingeführt werden. Franz Brander war es, der die Idee in die Realität umsetzte und der unermüdliche Netzwerker, um hochkarätige Dozierende in den Kursen anbieten zu können. Später war er eine der treibenden Kräfte für die Verträge mit der Donauuniversität Krems.

Ich zitiere Peter Schulthess, den derzeitigen Präsidenten der Charta: «20 Jahre lang leitete und koordinierte Franz Brander das Ergänzungsstudium Psychotherapie Wissenschaft, die letzten 10 Jahre in Kooperation mit der Donau Universität Krems als Universitätslehrgang Psychotherapeutische Psychologie.

2009-2013 war Franz ausserdem wieder direkt für den SPV tätig als vom Vorstand bezeichneter Verantwortlicher für die Aufnahme neuer Mitglieder.»

Quasi nebenbei betreute er jahrelang auch diverse Dienstleistungen für Verbandsmitglieder SPV, insbesondere in der Information über berufsrechtlich gültige Normen und versicherungstechnische Angebote – sei es als Verfasser von Merkblättern oder als persönlicher Ratgeber.

Noch über eine andere Institution bin ich mit Franz Brander verbunden. Wir hätten Mitte August zusammen mündliche Prüfungen am Institut für Lerntherapie abnehmen sollen. Auch in diesem Institut war er als Dozent inhaltlich und als Kursleiter organisatorisch eine bedeutsame Stütze, ja vielleicht sogar eine tragende Säule. Auch hier sprang er immer wieder administrativ und organisatorisch ein, wenn die Institution drohte, in eine falsche Entwicklung abzugleiten.

Seine Beiträge in allen Institutionen, für die er seine Tatkraft einsetzte, können nicht hoch genug eingeschätzt werden. Aus meiner eigenen Erfahrung heraus kann ich insbesondere die immense Leistung für alle Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, für die Charta der Ausbildungsinstitutionen und für das Institut für Lerntherapie betonen.

Im Namen dieser Institutionen, aller Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten und persönlich nehme ich tief betroffen Abschied von Dir, lieber Franz. Wir alle verdanken Dir ausserordentliches und werden Dich vielfältig vermissen.

Dr. phil. Rudolf Buchmann

Franz Brander (links) an einer Sitzung des wissenschaftlichen Beirates zum Universitätslehrgang Psychotherapeutische Psychologie an der Donau Universität Krems.