Editorial

Peter Schulthess

Mit dem Begriff «Anthropozän» ist das geologische und zivilisatorische Zeitalter gemeint, in welchem der Mensch massgeblich die Lebenswelt und -umstände auf der Erde beeinflusst, in so starkem Masse, wie es sonst in der Geschichte des Planeten bloss ausserordentliche geologische Umstände konnten. Liviu Poenaru thematisiert diese Vorgänge und fragt nach einer Entsprechung im Psychischen. Er fordert in seinem Plädoyer die Psychotherapie-Zunft dazu auf, sich nicht nur um das Individuelle zu kümmern, sondern auch um die Umwelt. Auch wir PsychotherapeutInnen sind aufgefordert, uns in unserer beruflichen Tätigkeit auch um die Eingebundenheit in die Umwelt und deren dramatischen Veränderungen zu kümmern. Auch wir stehen mit in der Verantwortung.

Aus anderer Sicht fordert auch Reini Hauser in seinem Beitrag «Gott ist tot. Die Anderen sind tot – und lebendig» zur vermehrten Beachtung sozialer und gesellschaftlicher Eingebundenheit. Er plädiert für eine Freundschaft mit dem Anderen, für die Stärkung des Gemeinschaftslebens anstelle einer ausschliesslichen Fokussierung auf das Individuelle. Er erinnert an die Bedeutung von Freiheit als «mit Freunden sein».

Ein heikles Thema spricht Peter Schwob an: den Umgang mit Gerüchten über sexuellen Missbrauch in der Psychotherapie. Der Verband der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten beider Basel hat eine Anlaufstelle eingerichtet, an welche sich KollegInnen, denen solche Gerüchte zugetragen werden, wenden können. Die ASP hat bisher davon abgesehen, eine analoge Anlaufstelle einzurichten, weil sie nicht zur Gerüchteverbreitung beitragen will. Wo es zu Übergriffen kommt oder kam, stehen den Betroffenen die Beschwerde- und Hilfswege an die Ombudsstelle und die Ethikkommission zur Verfügung. Wir sind gespannt, was für Erfahrungen der VPB mit seinem Vorgehen macht.

Im «Interview mit einem Mitglied» kommt diesmal eine Kollegin aus dem Tessin zu Wort: Simona Malena Macado.

Unter der Rubrik «Aktuelles» finden Sie wie üblich Berichte aus der ASP wie auch «Psychotherapie International».

Eine Buchbesprechung rundet das Heft ab.

Mit dem Jahrgang 2017 erscheint die Verbandszeitschrift à jour! Psychotherapie–Berufsentwicklung der ASP erstmals im Psychosozial-Verlag. Ein Meilenstein in der Geschichte des à jour!. Ursprünglich erschien à jour! als lose Blättersammlung mit Informationen für die Verbandsmitglieder. Später wurde es zu einer Verbandszeitschrift ausgebaut, danach erschien es gar als Verbands-Magazin. Herausgeberin und Verlegerin war stets die ASP. Seit der Zusammenlegung mit der von der Charta verlegten Zeitschrift Psychotherapie-Berufsentwicklung erschien das Heft mit erweitertem Inhaltsspektrum auch digital als Open Access-Zeitschrift und erreichte damit ein internationales Publikum auch ausserhalb des Verbandes.

Mit dem Psychosozial-Verlag haben wir einen idealen Partner gefunden, um die beiden Zeitschriften à jour! Psychotherapie-Berufsentwicklung und Psychotherapie-Wissenschaft professionell zu verlegen und weiterhin als Printausgaben wie auch als digitale Open Access-Ausgaben erscheinen zu lassen. Für beide Zeitschriften versprechen wir uns mit diesem Schritt nicht zuletzt eine Verbreiterung der Leserschaft.

Wir freuen uns auf die künftige Zusammenarbeit.