Marianne Roth
Die 40. Mitgliederversammlung der ASP fand am 18. März im Berner Generationenhaus statt, was sich aus verschiedenen Gründen als sehr praktisch erwies. Die Lokalität ist im altehrwürdigen Burgerspital gleich neben dem Bahnhof Bern domiziliert – eine Trouvaille, sowohl in Bezug auf die Räumlichkeiten als auch auf die Distanz zu den Zügen, die in wenigen Minuten erreichbar sind. Erwähnenswert ist der köstliche Stehlunch, den die ASP den Teilnehmenden offerierte und der vom Restaurant «toi et moi», das sich im selben Gebäude befindet, serviert worden ist. Zum ersten Mal nahmen mehr Mitglieder aus dem Tessin als aus der Suisse Romande an der Versammlung teil – dies vielleicht auch dank der kürzeren Reisezeit durch den Gotthard Tunnel.
Änderung der Mitgliederversammlungen
Die Mitglieder hatten an ihrer Versammlung im Herbst 2016 beschlossen, nur noch einmal im Jahr zu tagen. Der nächste Termin wird deshalb wieder in Zürich stattfinden, in Abweichung zum «ewigen Kalender» am 24. März 2018. Dies wird uns etwas mehr Zeit für die Vorbereitungen geben. Zudem hat der Vorstand beschlossen, die Versammlung der ASP von derjenigen der Konferenz der Weiterbildungsinstitutionen/Fachverbände (Charta) zu trennen.
Nach der statutarischen Einleitung präsentierte die Präsidentin, Gabriela Rüttimann, die Mitgliederzahlen des Verbands, die auch in diesem Jahr gesunken sind. Es ist davon auszugehen, dass viele PsychotherapeutInnen abwarten wollen, was nach der Akkreditierungsphase geschieht, bevor sie sich einem Berufsverband anschliessen. Weitere Gründe sind Pensionierungen und die damit verbundene Arbeitsaufgabe sowie die Schliessungen von Praxen. Es muss aber auch berücksichtigt werden, dass sich die ASP bisher kaum Mitgliederakquisition geleistet hat. Die knappen personellen und finanziellen Ressourcen der Geschäftsstelle mussten im Geschäftsjahr anderweitig eingesetzt werden.
Jahresrückblick
Der scheidende Präsident der Konferenz der Weiterbildungsinstitutionen/Fachverbände (Charta), Peter Schulthess, hob drei Schwerpunkte hervor, die den Vorstand im Geschäftsjahr beschäftigten: Die Revision des Charta-Textes, die Akkreditierung der Partnerinstitutionen und die Kolloquien. Mit der Revision des Charta-Textes konnte ein wichtiges Projekt beendet werden, das bereits wiederholt Diskussionsthema an vergangenen Mitgliederversammlungen war. Von den acht Akkreditierungsgesuchen der Partnerinstitutionen, die sich der ASP als verantwortliche Organisation anvertraut haben, sind bereits fünf eingereicht. Die Akkreditierung gemäss Konzept ASP Integral ist ein zukunftsträchtiges Modell, zu dem auch weitere Institutionen stossen könnten.
An einem im November 2016 durchgeführten Kolloquium legten die Partnerinstitutionen ein klares Bekenntnis zum Verbleib in der ASP ab. Der Austausch untereinander über die Weiterentwicklung der Psychotherapie, über Wissenschaft und Forschung sind ein eindeutiges Bedürfnis, das kein anderes Forum zu befriedigen weiss.
Die Kommission für Qualitätssicherung (KQS) war im Geschäftsjahr ebenfalls mit der Weiterbildung gemäss ASP Integral beschäftigt. Zudem läutete sie eine weitere Überprüfungsrunde der Charta-Institutionen ein. Mit der Akkreditierung wird sich das Profil der KQS verändern. Dazu muss das Reglement überarbeitet werden. Die Beschwerdestelle, die ebenfalls der KQS angegliedert ist, hatte im Berichtsjahr keine Beschwerden zu verzeichnen. Am Kolloquium der Wissenschaftskommission (WiKo) wurden verschiedene Forschungsprojekte präsentiert. Als logische Fortsetzung muss die WiKo ein Forschungsdesign entwickeln, an dem die Institutionen sich beteiligen können. Die von Peter Schulthess angestossene Kontroverse über die Wissenschaftlichkeit von esoterisch begründeten Psychotherapieverfahren veranlasste Mario Schlegel zur Feder zu greifen. Der entsprechende Artikel wird demnächst im PTW erscheinen.
Die Vertreter der Suisse Romande, Bruno de Raemy, und des Tessins, Nicola Gianinazzi, waren im Geschäftsjahr ebenfalls stark in die Akkreditierungsverfahren involviert. Das Gesuch des IRG Lugano ist bereits eingereicht, in der Suisse Romande sind es drei Partnerinstitutionen, deren Gesuche noch fertiggestellt werden müssen.
Die Ethikkommission unter dem Vorsitz von Marco Noi konnte insofern auf ein ruhiges Jahr zurückblicken, als keine Beschwerden eingegangen waren. Dies gab der Kommission die Gelegenheit, verschiedene Artikel im Ethikreglement neu zu überarbeiten. Die Herausforderung sei dabei, eine Sprachregelung zu finden, die einerseits für die Mitglieder verständlich sei, aber auch juristischen Anforderungen genüge, so der Vorsitzende. Marco Noi hat darüber hinaus beim Akkreditierungsgesuch der ASP an die European Association of Psychotherapy (EAP) mitgewirkt, die nach zehn Jahren wieder beantragt werden musste. Deren Fragebogen zum Ethikkodex enthielt eine Reihe von obligatorischen Fragen in Bezug auf die in der ASP angewendeten ethischen Rahmenbedingungen.
Wie sich bei den Berichten und dem Erfahrungsaustausch der Mitgliedsinstitutionen herausstellte, ist das, was diese gegenwärtig am meisten beschäftigt, die laufende Akkreditierung. Inzwischen sind bereits drei Charta-Institutionen akkreditiert worden und keines der Gesuche wurde bisher abgelehnt.
Bilanz und Jahresrechnung 2016
Als Finanzverantwortlicher des Vorstands präsentierte Bruno de Raemy die Bilanz und Jahresrechnung des vergangenen Geschäftsjahrs. Die Rechnung schloss mit einer über das budgetierte Defizit von CHF 57’460 hinausgehenden Budgetüberschreitung von CHF 17’049. Auf der Ausgabenseite macht der ASP nach wie vor die Akkreditierung zu schaffen, die erst im Geschäftsjahr und in diesem Jahr kostenwirksam wurde. Ein Loch hat auch das fehlende Budget für die Arbeit in der Tarifgruppe gerissen. Der Mehraufwand für die Redaktion der Zeitschrift à jour ist darauf zurückzuführen, dass 2016 ein Teil des Aufwands von 2015 verbucht wurde.
Auf der Einnahmenseite konnten Einsparungen erzielt werden, weil durch die Anstellung von Marianne Roth Aufwände für die Kommunikation entfallen, die früher als externes Mandat vergeben worden waren. Ebenfalls positiv zu vermerken ist die Durchführung der Weiter- und Fortbildungskurse, mit denen ein leichter Überschuss erzielt werden konnte. Der tiefere Aufwand für die Geschäftsleitung wurde erst in diesem Jahr budgetwirksam, da die Stelle in den ersten beiden Monaten des Jahres 2016 doppelt geführt wurde.
Abb. 1: Abschied aus dem Charta-Vorstand (v. r.) Gabriela Rüttimann, Peter Schulthess, Peter Müller-Locher, Mario Schlegel, Katrin Hartmann.
Statutenrevision
Die Einführung neuer Mitgliederkategorien ist ein weiterer Schritt zur Integration der Charta. Neben ordentlichen und ausserordentlichen Mitgliedern wird die ASP inskünftig auch eine Differenzierung bei den Kollektivmitgliedern vornehmen. Neben ordentlichen und ausserordentlichen Kollektivmitgliedern wird es inskünftig auch assoziierte und Fortbildungsmitglieder geben. Die assoziierten Mitglieder können Organisationen sein, die sich in irgendeiner Form mit Psychotherapie befassen und die ASP unterstützen möchten. Fortbildungsmitglieder können Organisationen sein, die Fortbildungen in Zusatz- oder Spezialqualifikationen anbieten.
Da mit der Umsetzung der Integration der Charta in die ASP weitere organisatorische Veränderungen anstehen, wird sich die Mitgliederversammlung 2018 mit einer grösseren Statutenrevision beschäftigen müssen.
Rücktritt des Charta-Präsidenten
Nach dreizehnjähriger Ausübung des Charta-Präsidiums hat Peter Schulthess beschlossen, sein Amt niederzulegen und sich mehrheitlich seinen privaten Projekten zu widmen. Er betonte, dass er seinen Rücktritt mit einem lachenden und einem weinenden Auge gebe, hätten doch Erfolge und Misserfolge seinen Weg begleitet. Trotz grosser Anstrengungen der Charta und der ASP ist es nämlich nicht gelungen, den Psychotherapieberuf in der Schweiz als eigenständige wissenschaftliche Disziplin zu etablieren. Er wünscht sich, dass diese Vision eines Tages Realität wird. Der Vorstand ist glücklich, dass mit Veronica Baud (siehe Abb. 2) eine Nachfolgerin gefunden werden konnte, die bereits mit dem Verband vertraut ist.
Abb. 2: Veronica Baud, Vorstandsmitglied und neue Vorsitzende der Charta-Konferenz.
Peter Schulthess wird dem Vorstand der ASP für mindestens ein weiteres Jahr erhalten bleiben, sodass er auch die Übergabe seiner Leitungsfunktion bei der Charta an Veronica Baud wird begleiten können. Er betonte, dass er sich auf die weitere Zusammenarbeit im ASP-Vorstand freue –der Vorstand ist seinerseits erfreut darüber, dass er der ASP noch eine Weile erhalten bleibt. Zudem wird er weitere Mandate betreuen, wie die Redaktion der Zeitschriften à jour und Psychotherapie-Wissenschaft, deren Verlagsarbeiten ab diesem Jahr an den Psychosozial-Verlag in Giessen übergeben wurden. Er wird auch weiterhin die Betreuung des Programms der Generischen Fächer übernehmen, das ASP-Angebot an Weiter- und Fortbildungskursen. Darüber hinaus bleibt er Ansprechperson gegenüber dem BAG und der AAQ für die Akkreditierung und schliesslich fungiert er als Bindeglied zur EAP.
Rücktritt der Ombudsstelle
Die ASP stellt in allen drei Sprachregionen eine Ombudsperson für Anregungen und Beschwerden zur Verfügung. Die Ombudsstellen nehmen als niederschwellige Mediationsstellen in unserer Organisation eine Schlüsselposition ein. Eine Ombudsperson hat lediglich beratende Funktion und ist nicht befugt, Entscheidungen zu fällen oder Sanktionen auszusprechen. Sie versucht, zwischen Kontrahenten blockierte Auseinandersetzungen wieder in Gang zu bringen und durch Vermittlung eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden. Gelingt dies nicht oder spitzt sich eine Situation gar zu, kann der Fall an die Ethikkommission weitergegeben werden, die über weitergehende Kompetenzen verfügt.
Im Laufe der letzten Monate hat sich nun herausgestellt, dass die Auffassung darüber, wie die Ombudsstelle auszufüllen sei, zwischen dem Vorstand und der Ombudsstelle in der Deutschschweiz stark voneinander abweicht. Aus diesem Grund hat der Deutschschweizer Ombudsmann beschlossen, seinen Rücktritt bekannt zu geben. Bis eine neue Ombudsperson gefunden ist, wird die Präsidentin diese Funktion übernehmen. Die Mitgliederversammlung hat dem Vorstand das Kooptationsrecht eingeräumt, eine Person einzusetzen, die an der nächsten Mitgliederversammlung gewählt werden soll.
Bestätigte und neu gewählte Gremienmitglieder
Neben der ASP-Präsidentin Gabriela Rüttimann wurden der Vizepräsident, Bruno de Raemy, und das Vorstandsmitglied Nicola Gianinazzi wiedergewählt. Der Vorsitz der Konferenz der Weiterbildungsinstitutionen/Fachverbände (Charta) ist automatisch in den ASP-Vorstand gewählt. Aufgrund des Rücktritts von Peter Schulthess musste seine Wahl in den Vorstand ebenfalls bestätigt werden. Bestätigt wurden zudem Peter Müller-Locher, Judith Biberstein, Heinz Meier und Anna-Leta Schucany, alle KQS, sowie Mario Schlegel und Margit Koemeda, beide WiKo.
Neu gewählt wurden Veronica Baud (siehe Kasten) und Nicholas Sacchi, der neu die Ombudsstelle der italienischen Schweiz übernimmt. Katrin Hartmann wechselt aus dem Charta-Vorstand in die WiKo, die zudem mit der Neuwahl von Rosmarie Barwinski und Agnes von Wyl prominente Verstärkung erhält.
Der Schluss der Mitgliederversammlung endete mit einer musikalischen Darbietung zu Ehren des scheidenden Charta-Präsidenten, Peter Schulthess. Als Musik-Psychotherapeutin orchestrierte Sandra Lutz den singenden Reigen, Peter Müller Locher hatte ein erstaunliches «Orchester» dabei, das er mit seiner Klarinette begleitete und Mario Schlegel hielt eine Laudatio, die nicht nur Peter Schulthess zu Tränen rührte. Schliesslich überreichten alle Teilnehmenden Peter Schulthess von einem reich bestückten Gabentisch, den die drei Choreographen vorbereitet hatte.
Veronica Baud übernimmt neu den Vorsitz der Konferenz der Weiterbildungsinstitutionen/Fachverbände (Charta). Die gebürtige Münchnerin ist dank der Charta überhaupt in die Schweiz gekommen, wo sie den Masterstudiengang in Psychotherapeutischer Psychologie in Zusammenarbeit mit der Universität Krems absolvierte. 2006 beendete sie das Studium mit dem Master of Science. Ihre Weiterbildung in Psychoanalytischer Psychotherapie absolvierte sie am Psychoanalytischen Seminar in Zürich, gefolgt von einer Paartherapie-Weiterbildung am Institut für Ökologisch-systemische Therapie, ebenfalls in Zürich.
Führungskompetenz erwarb sie sich mit der Leitung des Psychotherapie-Teams und als Mitglied der Spitalleitung des Spitals Affoltern (2013–2017). Seit Januar 2017 baut sie sich in der Praxis eines Psychiaters ihre eigene Praxis auf. Seit 2010 ist Veronica Baud Mitglied des ASP-Vorstands. In den ersten Jahren betreute sie zusammen mit Peter Schulthess die Zeitschrift à jour, davor die Delegiertenkonferenz, wo sie bereits mit den verschiedenen Instituten und ihren Interessen in Berührung kam.
Marianne Roth, Geschäftsleiterin der ASP
marianne.roth@psychotherapie.ch
Abb. 3: Stabsübergabe von Peter Schulthess an Veronica Baud.
Abb. 4: Peter Schulthess an seiner letzten Versammlung als Vorsitzender der Charta (v. l. Katrin Hartmann, Mario Schlegel, Peter Müller-Locher, Peter Schulthess, Gabi Rüttimann, Karin Schellenberg).