Nicola Gianinazzi
Aus der italienischen Schweiz
Wir bieten unseren KollegeInnen, PsychologInnen und PsychotherapeutInnen regelmäßig Einzelberatungen an und beraten gelegentlich auch schweizerische und ausländische Bildungsinstitute sowie andere private und öffentliche Einrichtungen.
Innerhalb des Vereins besteht unsere Arbeit vor allem in der Vermittlung zwischen regionaler und nationaler Ebene, in Beratungstätigkeit und nicht zuletzt in der Überarbeitung und Übersetzung von Informations- und Fachtexten im engeren Sinne.
Im Bereich Fortbildung arbeiten wir weiterhin erfolgreich mit dem Istituto Ricerche di Gruppo zusammen, um ein ständig breites und qualitativ hochwertiges Seminarangebot zu gewährleisten. Die Seminare können innerhalb des postgraduierten Weiterbildungsgangs nach dem Konzept ASP Integral ausgewählt werden.
Auch als Delegierter arbeite ich intensiv mit dem IRG bei der Vorbereitung und Begleitung der verschiedenen Phasen der Akkreditierung zusammen, vor allem was die Besuche der von der AAQ designierten Fachleuten betrifft. Die Vermittlung zwischen regionaler und nationaler Ebene, die Beratungstätigkeit, die Überarbeitung und nicht zuletzt die Übersetzung sind immer wichtiger geworden.
Die Psychotherapie im Tessin
In dieser Phase der rechtlichen Übergangsbestimmungen und der Akkreditierung durch die Einführung des Bundesgesetzes über die Psychologieberufe ist – was den Kanton Tessin betrifft – eine gewisse Konsolidierung des bestehenden Zustands festzustellen. Diese Entwicklung hat nicht zu einer größeren Zusammenarbeit zwischen kleinen Privatschulen beigetragen, sondern eher das Gegenteil bewirkt: eine Stärkung der verschiedenen Identitäten und eine Konzentrierung der eigenen Ressourcen der verschiedenen Psychotherapieschulen auf sich selbst. Diese Fokussierung oder Zurückbesinnung auf sich selbst ist an und für sich natürlich kein Übel, aber es stellt sich die Frage, wo in unserem Fachbereich andere Entwicklungen und Innovationschancen möglich sind, vor allem wenn sich jede Einrichtung ihr eigenes «Ticket» gesichert hat.
Etwas mehr Sorge bereitet die Tatsache, dass beim Südportal von Alptransit aktuell fast ausschließlich psychoanalytische Einrichtungen akkreditiert sind bzw. sich in der Endphase der Akkreditierung befinden, aber die im Ausland und in der Vergangenheit auch im Tessin in öffentlichen Einrichtungen sowie in Privatpraxen stark verbreiteten Vertreter der Kognitionspsychologie fehlen.
Es ist befremdlich, dass der einzigen von der FSP bisher anerkannten kognitivistischen Ausbildung die Anerkennung entzogen wurde und keine andere kognitivistische Ausbildung bisher auch nur vorläufig akkreditiert worden ist.
Über die Grenze hinaus
Die psychoanalytische und interdisziplinäre Zeitschrift Psicoterapia e scienze umane hat PsychoanalytikerInnen aus der ganzen Welt1 «über Schlüsselthemen befragt, wie zum Beispiel, wie sie die Identität der Psychoanalyse sehen, die Verbreitung von unterschiedlichen ‹Schulen›, das Problem der Ausbildung, in was die sogenannte «gegenwärtige Psychoanalyse» bestehe, wer der wichtigste Autor sei und warum, welche Kernbegriffe der Psychoanalyse heute noch gültig seien, was von der Freud’schen Traumdeutung übrig geblieben sei, welche Bedeutung Ödipus heute noch habe, wie sie das Verhältnis zwischen Neurowissenschaften und empirischer Forschung sehen und so weiter. Diese Antworten (die von verschiedenen AutorInnen stammen, die in der Vergangenheit mit der Zeitschrift zusammengearbeitet haben, u.a. Otto Kernberg, Glen Gabbard, Peter Fonagy, Nancy McWilliams, Morris Eagle, Christopher Bollas, Philip Bromberg, Wilma Bucci, Allen Frances, Sophie Freud, Larry Friedman, Jay Greenberg, Horst Kaechele, Joseph Lichtenberg, Thomas Ogden, David Shapiro, Bob Hinshelwood usw.) wurden im Heft 3/2016 der Zeitschrift veröffentlicht.»
Diese Umfrage hat in Italien ein beachtliches Medieninteresse geweckt.
Die Zeitschrift Psicoterapia e Scienze Umane wird zu ihrem 50. Jubiläum in das PEP-Web aufgenommen: «Das PEP (Psychoanalytic Electronic Publishing – www.pep-web.org) ist die wichtigste Volltextdatenbank für psychoanalytische Zeitschriften, das heißt, es werden dort alle Artikel seit dem Gründungsjahr ungekürzt im Internet veröffentlicht. Im PEP sind die wichtigsten internationalen Psychoanalysezeitschriften verfügbar, zum Beispiel International Journal of Psychoanalysis (mit allen vollständigen Artikeln ab der ersten Ausgabe, d.h. seit 1920), Psychoanalytic Quarterly (seit 1932), Journal of the American Psychoanalytic Association (seit 1953), Psychoanalytic Review (seit 1913) usw. Es handelt sich um eine Sammlung von enormer Wichtigkeit, nicht nur aufgrund der schieren Menge der darin enthaltenen Daten, sondern weil sie anhand sämtlicher Suchmöglichkeiten – Schlüsselwörtern, Textpassagen, Autoren, Titeln usw. – durchsucht werden kann.»
«Wir möchten bei dieser Gelegenheit auch darauf hinweisen, dass die Zeitschrift seit 2017 auch im Web of Science – eine sehr renommierte Datenbank für wissenschaftliche Zeitschriften, die wichtigste auf internationaler Ebene – indexiert ist. Psicoterapia e Scienze Umane ist die einzige italienische psychotherapeutische (und natürlich psychoanalytische) Zeitschrift, die im Web of Science indexiert ist.»
Die Internetadresse der Zeitschrift Psicoterapia e Scienze Umane lautet: www.psicoterapiaescienzeumane.it
Auf kognitionspsychologischer Seite weise ich auch auf die interessante Webseite «State of Mind» hin, die Sie unter www.stateofmind.it/psicoterapia finden können.
Nicola Gianinazzi
Ausschussmitglied und Delegierter für die Italienische Schweiz
1 Die Textstellen in Anführungszeichen wurden vom Ko-Direktor der Zeitschrift, Paolo Migone, verfasst.