SGPP Jahreskongress 2017

Marianne Roth

Der diesjährige SGPP Jahreskongress, der vom 13. bis 15. September im Kongress + Kursaal Bern stattfand, stand unter dem Motto »Die Psychiatrie der Zukunft«. Neben einer Vielzahl von Symposien, Vorträgen und Workshops zum Stand der Entwicklung der Psychiatrie, stachen ein paar Veranstaltungen ins Auge, die die Psychotherapie zum Thema hatten und einen Blick in die Zukunft lieferten.

Der Vortrag von Prof. Dr. Thomas Berger von der Universität Bern hatte aktuelle und neue Entwicklungen von E-Mental-Health zum Inhalt. Seiner Aussage zufolge hat sich in den letzten Jahren ein breites Spektrum an internetbasierten Interventionen entwickelt. So reichen die vorhandenen Angebote von internetbasierten Selbsthilfeprogrammen und Apps zu E-Mail-Therapien über Mischformen, bei denen ein Teil internetbasiert und der andere Teil aus Face-to-Face-Interventionen besteht, bis hin zu vollständig via Internet durchgeführten Therapien. Die Internetseite «joyable» bietet zum Beispiel Onlinetherapien und richtet sich speziell an Unternehmen und ihre Angestellten. Ein einfaches Quiz soll den Einstieg vereinfachen und führt Schritt um Schritt durch das Programm. Ein gewichtiger Vorteil von solchen Angeboten ist es, dass ganz andere Zielgruppen erreicht werden können.

Untersuchungen zeigen, dass die effektivste Methode diejenige einer Mischbehandlung ist, bei der ein Teil der Therapie Face-to-Face stattfindet und ein Teil über das Internet. In den Niederlanden sind Psychotherapeut/innen bereits verpflichtet, ein Drittel ihrer Therapie online anzubieten – dies allerdings nicht aus Effizienz-, sondern aus finanziellen Gründen. Bleibt die Frage, ob diese Methode tatsächlich kostensparend ist.

«Modulare Psychotherapie – ein Modell für die Zukunft» hiess der Vortrag von Prof. Dr. Martin Bohus von der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Die Psychotherapie der Zukunft werde sich jenseits der Schulen und jenseits des störungsspezifischen Ansatzes organisieren, so seine Aussage. Sie werde modular heuristisch organisiert sein und sich an psycho-biologischen Pathomechanismen orientieren. Nur so gelinge der Psychotherapie der Anschluss an die neurowissenschaftliche und sozialwissenschaftliche Forschung und damit an die notwendigen Quellen der permanenten Innovation.

Bohus vergleicht die modular organisierte Psychotherapie mit einem Werkzeugkoffer, in dem therapeutische Techniken ihren wohlsortierten Platz bekommen, dazu eine Bedienungsanleitung, wann und wie diese Techniken am besten eingesetzt werden. Ausschlaggebend für die Auswahl der jeweiligen Interventionen ist einerseits der Ablauf des Krankheits- oder Störungsprozesses und andererseits die Besonderheit des Patienten oder der Patientin. Gemäss Bohus müsse dabei die persönliche Präferenz und Neigung des Therapeuten oder der Therapeutin in den Hintergrund treten.

Dieser Ansatz habe nicht nur weitgehende Konsequenzen für Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Psychotherapie, so sein Fazit, sondern auch für neue Methoden in der Forschung.

 

Marianne Roth, Geschäftsleiterin der ASP

marianne.roth@psychotherapie.ch