Ziele und Aufgaben des SARC (Science and Research Committee) der EAP

Peter Schulthess

Die EAP versteht den Beruf der PsychotherapeutInnen als einen eigenständigen wissenschaftlichen Beruf und versucht ihn politisch europaweit auch so zu etablieren.

Seltsam genug, dass es in einem Verband mit diesem Ziel lange Jahre kein Wissenschafts- und Forschungskomitee gab.

2012 wurde dann ein solches doch eingesetzt. Seit 2014 darf ich dieses Komitee führen. Dies aus dem Verständnis heraus, dass ein wissenschaftlicher Verband auch wissenschaftliche Aktivitäten entfalten sollte, weil Forschung ein wichtiger Bestandteil der Legitimierung eines wissenschaftlichen Berufes ist. Blosse Proklamation der Strassburger Deklaration reicht nicht aus.

Zwischen universitärer Forschung und Berufspraxis besteht seit langem eine oft beschriebene Kluft: ForscherInnen finden die PraktikerInnen nicht, die sich an Forschung beteiligen wollen, weil sie zu beschäftigt sind im Berufsalltag und sich gerade nicht als ForscherInnen, sondern als TherapeutInnen sehen, als BerufspraktikerInnen eben. PraktikerInnen lesen kaum wissenschaftliche Forschungsbefunde, weil diese zu praxisfremd sind und zumeist unter Laborbedingungen entstanden, die wenig Aussagekraft für die in den Praxen im Alltag (unter naturalistischen Bedingungen) durchgeführten Therapien haben.

Diese Kluft will das SARC überwinden helfen. Die EAP ist eine riesige, länder- und «schulen»-übergreifende Organisation mit angegliederten Ausbildungsinstituten. Sie verfügt über ein riesiges Potential zu schulen- und länderübergreifender Forschung. Dieses Potential sollte genutzt werden. Das macht die EAP auch als Partner interessant für Forschende an Universitäten.

2015 wurde im SARC ein Paper verabschiedet, das die Zielsetzungen des Komitees beschreibt. Der erweiterte Vorstand der EAP hat es so übernommen:

  1. Unterstützung von Forschungsaktivitäten in der Psychotherapie durch Zusammenarbeit mit anderen Organisationen: Universitäten, Forschungsgesellschaften (wie etwa die SPR – Society for Psychotherapy Research);
  2. Ermutigung der Mitgliedorganisationen in ihren Ländern Forschung zu betreiben, bzw. sich daran zu beteiligen und die Aktivitäten in den Ländern kommunikativ zu vernetzen;
  3. Vermittlung von Informationen und Beratung bezüglich zeitgemässer Forschungsdesigns, die dem Gegenstand der Psychotherapie auf hohem Niveau gerecht werden können;
  4. Verbreitung von Informationen, wie man Zugang zu Datenbanken findet, die geignet sind, Forschungsprojekte zu unterstützen;
  5. Vermittlung von Informationen über aktuelle Forschungsprojekte, an denen man sich beteiligen kann als PraktikerIn;
  6. Unterstützung bei der Publikation von Forschungsartikeln im IJP (International Journal for Psychotherapy – herausgegeben von der EAP) oder in anderen Journals;
  7. Unterstützung Interessierter und Initiierung von Forschungsprojekten: Organisation von Tagungen oder Workshops zum Zwecke der Initiierung von Forschungsaktivitäten;
  8. Entwicklung neuer Forschungsprojekte mit der Unterstützung der EAP;
  9. Sensibilisierung der PsychotherapeutenCommunity für die Bedeutung der Forschung im Hinblick auf die Weiterentwicklung der Psychotherapie als eigenständigem Beruf;
  10. Unterstützung des ETSC (European Training Standards Committee) der EAP, um Forschung auch im Rahmen der Psychotherapie-Ausbildung zu verankern;
  11. Förderung der Kommunikation zwischen EAP Mitgliedern über ethische Aspekte der Psychotherapieforschung;
  12. Unterstützung von Fortbildung zu Forschungsfragen.

Im Februar 2016 hat das SARC erfolgreich eine Tagung an der SFU in Wien veranstaltet als Impulstagung zu Lancierung von Forschungsprojekten in verschiedenen Designs. Der Tagungsbericht wie auch die Präsentationen sind auf der Website der EAP unter «Research» zu finden.

In der Folge haben sich manche Institute und Einzelpersonen in eine Forschungsgemeinschaft eingeklinkt, welche CORE als Forschungsinstrument einsetzt. Vorarbeiten zu einer schulen- und länderübergreifenden naturalistischen Praxisstudie sind am Laufen.

Mitglieder des SARC nehmen regelmässig an internationalen Forschungstagungen teil, um das Netzwerk zwischen Praxisorganisationen und Forschungsgemeinschaft auszubauen und zu pflegen. Über diese Tagungen wird jeweils an den EAP-Meetings berichtet, sodass alle Mitgliedsorganisationen davon hören.

Peter Schulthess ist Vorstandsmitglied der ASP und vertritt diese gemeinsam mit Gabi Rüttimann in der EAP. Aufgrund seines wissenschaftlichen Leistungsausweises aus der Forschungskoordinationstätigkeit zur PAP-S Studie wurde er in der EAP Vorsitzender des SARC.