Duplik auf den Brief von Dr. Barbara Strahm

(«Kritik an der Meldestelle von Gerüchten über sexuelle Übergriffe des Basler Verbandes», à jour! September 2017)

Den kritischen Bemerkungen der Kollegin Strahm stimmt die Gerüchte-Gruppe weitestgehend zu. Wir sehen keine grundsätzlichen Differenzen zu unseren Überzeugungen und unserem bisherigen Umgang mit dem Thema sexuelle Übergriffe in Psychotherapien. Allerdings verstehen wir nicht ganz, wie aus unserem Projekt etwas anderes herausgelesen werden kann. Möglicherweise empfindet die Verfasserin unseren Versuch, gerüchtehalber kursierenden Hinweisen auf therapeutisches Fehlverhalten eine explizite Reaktion entgegenzusetzen, als stossend – normal ist es ja in der Tat, sie einfach als Gerüchte abzutun und zur Tagesordnung überzugehen.

Wir können hier nicht noch einmal im Detail auf die Analyse von Gerüchten als einer Form der Informationsverbreitung im sozialen Umfeld eingehen. Nur so viel: Gerüchte haben einen schlechten Ruf, und trotzdem oder vielleicht gerade deswegen erfreuen sie sich grossen Interesses und können sich in Windeseile verbreiten. Zudem sind Gerüchte per definitionem «anonym»; ihre Form entspricht fast immer dem Muster: «Hast du auch gehört, dass …?»

Unser Projekt ist der Versuch, dem Phänomen Gerüchte aktiv zu begegnen, indem wir sie aufnehmen und sammeln. Genau dem Wesen der Gerüchte gemäss soll das auch anonym möglich sein, das heisst, der Verbreiter oder die Verbreiterin eines Gerüchtes kann im Dunkeln bleiben. Wichtig ist uns nicht, die Menschen zu einem moralisch einwandfreien Verhalten im Umgang mit Gerüchten zu erziehen, sondern real existierende Gerüchte als real anzuerkennen und ihren Inhalt einer fachlichen Sicht zugänglich zu machen.

Und was geschieht dann? Nichts weiter. Unser Projekt kann und will in keiner Weise in die vorgegebenen Strukturen und Abläufe bei sexuellen Übergriffen in Psychotherapien eingreifen. Die uns von der Kollegin Strahm unterstellten Absichten und ihre Fragen sind zwar verständlich und uns im Sinne der Verpflichtung zur Zurückhaltung sehr bewusst, entbehren aber jeglicher Grundlage in dem, was wir wollen. Schlüsse aus dem Projekt im Hinblick darauf, wie die Fachorganisationen auf Gerüchte über Fehlverhalten von TherapeutInnen reagieren sollen, können erst gezogen werden, wenn das Projekt in Gang gekommen ist; dann müssen sie innerhalb einer weiteren fachlichen Öffentlichkeit diskutiert werden. Bis dahin bleibt es bei absoluter Vertraulichkeit.

VPB, Verband der PsychotherapeutInnen beider Basel, AG Gerüchte über sexuelle Übergriffe in Psychotherapien:

Dr. med. Urs Argast

Dr. med. Barbara Bilkenroth

lic. phil. Karl Bruder

MSc et lic. iur. Michela Galli

lic. phil. Peter Schwob

www.psychotherapie-bsbl.ch