Aktuelles aus der italienischen Schweiz

Psychologie, Biomedizin und neurowissenschaftliches Supercomputing begegnen sich

Nicola Gianinazzi

https://doi.org/10.30820/8245.04

Im Einvernehmen mit dem Ausschuss erhält meine Rolle als Kommunikationsantenne zwischen der italienischsprachigen Schweiz und den anderen Teilen der Eidgenossenschaft zunehmend Gewicht.

Als Delegierter arbeite ich zudem bei der Vorbereitung und Betreuung der Endphase der definitiven Akkreditierung intensiv mit der IRG zusammen. Insbesondere haben wir auch die Begleitung der von der AAQ benannten Experten auf ihrem Besuch bei der IRG vereinbart.

Ab diesem Jahr werden die italienische Schweiz und das italienische Panorama – durch die Aufnahme in die Redaktion der Psychotherapie-Wissenschaft – in unserem thematischen Magazin präsenter und sichtbarer.

Schliesslich wurde die Arbeit der Kontaktaufnah­me mit Hochschullehrern verschiedener Uni­versitäten und Fakultäten im Tessin weiter vertieft. Diese interessante Tätigkeit der «Public Re­­lations» ist nützlich und notwendig, um sowohl die Ausbildungsvorschläge, die Beiträge unserer Zeitschriften als auch die Perspektiven der Entwicklung von Lehre und Forschung zu bereichern. In diesem Zusammenhang wird auch die redaktionelle Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Psicoterapia e scienze umane (www.psicoterapiaescienzeumane.it) verstärkt, de­ren Co-Direktor Paolo Migone ist.

Das Tessiner Panorama

Ab Herbst 2020 beginnen die Studiengänge der USI an der Fakultät für Biomedizinische Wissenschaften, die in Lugano in Zusammenarbeit mit den Universitäten Basel und Zürich sowie der ETH Zürich gegründet wurde. Sie wird in Synergie mit anderen Fakultäten der USI in Bereichen wie Gesundheitskommunikation, Gesundheitsmanagement und Gesundheitswirtschaft, der medizinischen Anwendung der Computational Science arbeiten und sollte auch die Psychiatrie einschliessen.

Besonders nahe an unserem psychotherapeutischen Bereich sind diejenigen Disziplinen – mög­liche Weiterbildungskurse für uns Psy­cho­­therapeuten –, die sich auf die folgenden Themen im Bereich Beziehung und Kommunikation in der Gesundheit beziehen (gemäss dem, was ich persönlich als das «Neue modulare Modell der Psychotherapie-Wissenschaften» bezeichnen wür­de):

Rhetorik, Argumentation und Überzeugungs­kraft/Risikokommunikation/Gesundheits­för­derung und Medienkampagnen/Kommu­ni­ka­ti­­­ons­prozesse und Technologien/Gesund­heits- Kom­­­­munikationsmanagement.

Nicht zu vergessen sind die äusserst interessanten Kurse zur Philosophie des Geistes und der Erkenntnistheorie, die im neuen Master of Arts in Philosophie an der USI, am Institute of Philosophical Studies (ISFI) oder direkt an der Theologischen Fakultät in Lugano (FTL) angeboten wer­den.

In Lugano befindet sich ausserdem das Swiss National Supercomputing Centre (Centro Svizzero di Calcolo Scientifico, CSCS) der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH).

«Nach einem umfangreichen Hardware-Upgrade Ende letzten Jahres ist der CSCS-Supercomputer Piz Daint heute der leistungsfähigste Grossrechner ausserhalb Asiens. Mit einer Spitzenleistung von über 20 Petaflops wird er bahnbrechende Forschung in der Schweiz und Europa ermöglichen.»

Die neurowissenschaftlichen Kontaktzonen mit der Psychotherapie im CSCS sind die bereits im Blue Brain Project (BBP) erwähnten. Es kommen jedoch weitere Bereiche hinzu:

  1. Blue Brain Projekt der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL),
  2. Life Sciences (Biowissenschaften): Slidecast: Das Gehirn mithilfe von Simulation verstehen,
  3. Life Sciences (Biowissenschaften): Neurosci­ence to Benefit from Hybrid Supercomputer Me­mory. Neurowissenschaften sollen vom hy­briden Supercomputerspeicher profitieren.

Die USI organisiert auch jährlich eine Summer School in Public Health, die in Zusammenarbeit mit acht Schweizer Universitäten und der Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (Foederatio Medicorum Helveticorum, FMH) organisiert wird.

Unter anderem ist ein ASP-Mitglied, der Anästhesist, Spezialist für Psychosomatik und Psychotherapeut Angelo Bona, seit Kurzem Mitglied des Komitees der Schweizerischen Akademie für Psychosomatische und Psychosoziale Medizin (ASMPP) geworden.

Zudem wächst die Facebook-Seite und die Google-Grup­pe «Swiss Italian Psychotherapy» – mit fast 2.000 Abonnenten –, die von mir in Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitätsprofessoren und Forschern persönlich betreut wird, weiter voran.

Über die Grenzen

Der Orden der Psychologen Apuliens (OPP) und der Nationale Rat des Ordens der Psychologen (CNOP) unterstützen die Idee – basierend auf Forschungsergebnissen – eines «Psychotherapeuten in der Hausarztpraxis».

Aus Leidenschaft oder zwangsläufig muss der Allgemeinmediziner Ausbildung, Beruf und Raum/Zeit der menschlichen Beziehung, dem Zu­hören, dem Wort widmen. Es ist nicht nur eine Vision: Ich bin überzeugt, dass der Prozess im Gange ist.

Diese Kompetenz gehört auch den Psychotherapeuten und sollte in eine interdisziplinäre, interprofessionelle und integrale Vision der menschlichen Entwicklung integriert werden können, die gut mit dem Modell der Psychotherapeutischen Wissenschaften (SPT) vereinbar ist.

In diese Richtung weist auch die letzte Ausgabe 2017 der Zeitschrift Psychotherapie und die Geisteswissenschaften. Ihr Editorial, das wir in der Vorschau veröffentlichen konnten, zeigt, wie die Psychotherapie einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Patientenversorgung und zur Begrenzung der Gesundheitskosten eines nationalen Gesundheitssystems leisten kann. So hat beispielsweise das Vereinigte Königreich ein spezifisches Versuchsprogramm in dieser Hinsicht gestartet.

Der nationale Rat des Ordens der Psychologen (CNOP) hat auch die Initiative «Der Psychologe in der Apotheke» gefördert, die ebenfalls grosse mediale und politisch-sanitäre Erfolge erzielte.

Abschliessend möchte ich auf die Veröffentli­chung zu Beginn des Jahres von Umberto Galim­bertis Neues Wörterbuch der Psychologie – Psychiatrie, Psychoanalyse und Neurowissenschaften hin­weisen, in dem verschiedene Au­toren aus der italienischen Schweiz, darunter einige Mitglieder des ASP, vertreten sind.

Nicola Gianinazzi ist Ausschussmitglied und Delegierter für die italienische Schweiz.