Bericht aus den EAP-Meetings

21.–23. Oktober 2021, online

Peter Schulthess | Kurt Roth | Veronica Defièbre

à jour! Psychotherapie-Berufsentwicklung 7 (14) 2021 19–21

CC BY-NC-ND

https://doi.org/10.30820/2504-5199-2021-2-19

Es ist eine besondere Herausforderung, einen Bericht über ein Meeting zu schreiben, an dem man gar nicht teilgenommen hat. Normalerweise vertreten Gabriela Rüttimann und Peter Schulthess die ASP in der European Association for Psychotherapy (EAP). Dieses Mal kam es anders: Wegen einer unvorhergesehenen Datenkollision konnte der Schreibende an den Zoom-Meetings nicht teilnehmen und hoffte darauf, dass Gabriela Rüttimann teilnehmen und ihm Notizen für den Bericht übergeben würde. Doch leider fiel auch die Präsidentin aus, krankheitshalber. So suchte der Vorstand kurzfristig eine Vertretung. Kurt Roth konnte die ersten zwei Tage der Meetings besuchen, am dritten Tag konnte Veronica Defièbre teilnehmen. Sie schickten dem Schreibenden ihre Notizen, die dieser zusammen mit den Sitzungsunterlagen zu einem Bericht verarbeitete. Der Bericht ist somit ein Gemeinschaftswerk und ich danke den beiden für das unkomplizierte Einspringen. Beide versicherten mir, dass es zwar für sie ein Sprung ins kalte Wasser gewesen war, dass sie die Gelegenheit, in den Betrieb der EAP Einblick nehmen zu können, aber auch bereichernd fanden.

Im Training and Accreditation Committee (TAC) stehen für das kommende Jahr 14 Institute zur Reakkreditierung an, die meisten davon Gestalttherapie-Institute – ein Spiegel der Aktivitäten von Peter Schulthess aus dem Jahre 2008, der während seiner Präsidentschaft der European Association of Gestalt Therapy (EAGT) viele Institute dazu bewegen konnte, eine doppelte Anerkennung als EAGT- und EAP-Institut zu erlangen mit ein und demselben Anerkennungsverfahren. EAP-Institute können ihren Absolvent*innen direkt ein European Certificate of Psychotherapy (ECP) verleihen.

Im Science and Research Committee (SARC) standen Veränderungen an. Peter Schulthess trat nach siebenjährigem Vorsitz zurück. Aufgrund eines schriftlichen Tätigkeitsberichtes wurden seine Leistungen als Chairman in Abwesenheit verdankt. In seiner Amtszeit erfolgte eine Etablierung des SARC als offizielles Komitee der EAP, es fielen zwei wissenschaftliche Tagungen an, die Erarbeitung eines Positionspapieres zur Forschung und Wissenschaftlichkeit von Psychotherapieverfahren (vgl. à jour! 1-2021) sowie die Initiierung von Forschungsprojekten, zu denen die der EAP angeschlossenen Verbände, Institute und Einzelpersonen eingeladen waren. Regelmässig nahmen Vertreter*innen des SARC auch an internationalen Forschungstagungen teil und berichteten in der EAP-Versammlung darüber (auch jeweils im à jour!). Das ist wichtig für das Netzwerken in der Forschungscommunity.

Catalin Zaharia, ein Psychiater aus Rumänien, wurde zum neuen Vorsitzenden gewählt. Er war bisher eines der Vice-chairs. Lynne Rigaud und Heward Wilkinson sind die beiden Co-Vice-chairs. Eine neue Führungsstruktur mit einer «steering group» von fünf bis sieben Mitgliedern anstelle einer Dreiergruppe wurde andiskutiert, aber noch nicht verabschiedet. Wie in anderen Komitees auch sollte eine Anzahl Personen festes Mitglied im SARC werden, die anderen können als Gastmitglieder weiterhin teilnehmen. Die festen Mitglieder sollten sich in monatlichen Zoom-Meetings treffen und die Arbeit des SARC vorantreiben. Eine Verbindung zu verschiedenen Therapierichtungen und insbesondere deren Ausbildungsinstituten ist gewünscht. Der neue Vorsitzende möchte zusammen mit Günter Schiepek ein schulenübergreifendes Forschungsprojekt, eine single-case time series-Studie realisieren.

Aus den verschiedenen Ländern wurde zusammengetragen, welche Forschungsaktivitäten gerade stattfinden.

Das Meeting des National Umbrella Organisations Committee (NUOC) ist für die ASP ein Muss, sind wir doch eben eine solche NUO bzw. gar eine NAO (National Awarding Organisation). Normalerweise kann nur eine Organisation NAO sein. Diese hat das Recht, für ihre Mitglieder ECPs zu beantragen. In manchen Ländern kam es aufgrund besonderer Umstände dazu, dass zwei Organisationen als NAO anerkannt wurden, so in Polen und in Tschechien. In beiden Ländern führte das zu mehrere Jahre andauernden Reibungskonflikten, die das NUOC beschäftigten. Nun ist die Polnische Föderation der Psychotherapeut*innen (PFP) nicht reakkreditiert worden, da sie verschieden Auflagen nicht mehr zu erfüllen vermochte. In Tschechien hat sich die eine Organisation im Konflikt auch mit der EAP zurückgezogen, sodass nun in beiden Ländern nur je eine NAO besteht.

Das Ethical Guidelines Committee ist damit beschäftigt Leitlinien für ethisches Verhalten von Organisationen zu erarbeiten. Bisher gelten nur ethische Richtlinien für Einzelmitglieder, doch hat sich gezeigt, dass es sinnvoll ist, solche auch für Organisationen zu haben.

Die Meetings des General Board (leitender Vorstand, in dem alle NAOs und EWAOs [Europeanwide Awarding Organisations] vertreten sind), finden jeweils in drei Stufen statt. Im ersten Meeting wird Bericht erstattet und anstehende Themen werden präsentiert. Im zweiten erfolgt die Diskussion anstehender Themen und im dritten Meeting schliesslich wird über entsprechende Anträge abgestimmt. Zwei Themen beschäftigten das Board: Weitergabe von Leitungsaufgaben und Nachfolgeplanung. Wie kann das Wissen, das oft bei einzelnen langjährig in der EAP aktiver Personen kumuliert ist, weitergegeben werden, damit es nicht verloren geht, wenn jene Personen zurücktreten. Es wurde der Vorschlag eines Tools gemacht, wo alles abgelegt und von neuen Amtsträger*innen abgerufen werden kann. Für die Position des Generalsekretärs, der Generalsekretärin bräuchte es verschiedene Kandidaturen, da Eugenijus Laurinaitis sein Amt in einem Jahr niederlegen wird. Der derzeitige Kassier, Alexander Rieder, wird als möglicher Kandidat ins Spiel gebracht. Für neue Mitglieder (Delegierte) sollte es einen Einführungstag in die EAP und wie sie funktioniert geben.

Eine weitere Frage, die das Board beschäftigte, ist die zunehmende gesetzliche Regelung in verschiedenen Ländern. Die ist einerseits gewollt, führt aber andererseits dazu, dass das ECP an Wert verliert, wie auch die Mitgliedschaft in der EAP, da die staatliche Anerkennung im eigenen Land das Wichtigste ist für Praktiker*innen. Relevant wird für die EAP sein, wie sie sich auch wissenschaftlich positionieren kann für die Psychotherapie als eigenständigen Beruf, und dass sie Forschung betreibt in Zusammenarbeit mit Hochschulen. Die EU interessiert sich für grenzüberschreitende Psychotherapie in Form von Online-Therapien, beflügelt durch die Erfahrungen im Lockdown und verbunden mit der Idee einer Kostenreduktion im Gesundheitswesen.

Es wurde ein Positionspapier zu den nationalen Dachorganisationen präsentiert und betont, dass die EAP gegründet worden sei, um Psychotherapeut*innen zu einigen, nicht, um sie (gar im eigenen Land) zu trennen.

Zum ersten Mal in der Geschichte der EAP musste ein in den Statuten vorgesehenes Schiedsgericht eingesetzt werden, um heftige Konflikte zwischen zwei ausgetretenen Weiterbildungsinstituten in Biosynthese und der Europäischen Vereinigung für Biosynthese zu befrieden. Zentral involviert ist das Mutterinstitut des Gründers David Boadella, das zur ASP gehörende IIBS (Internationales Institut für Biosynthese, Heiden).

Celia Scanlan und Emmy van Deurzen wurden für ihre Verdienste in der EAP die Ehrenmitgliedschaft verliehen.

Als Stellvertreter des Generalsekretärs wurde Tom Warnecke gewählt.

Dieses Jahr wurde die EAP 30-jährig. Aufgrund der Pandemie wird erst nächstes Jahr gefeiert mit einer Tagung in Wien am 12./13. März 2022 zum Thema: «The Hope of Psychotherapy for our Endangered World».

Peter Schulthess ist Vorstandsmitglied der ASP und vertritt diese gemeinsam mit Gabriela Rüttimann in der EAP.

Kurt Roth ist Vorstandsmitglied der ASP.

Veronica Defièbre ist Vizepräsidentin der ASP.