Silvia Boadella (2021):
Sophie-Taeuber-Arp: A Life through Art – Ein Leben für die Kunst

London: Thames & Hudson, ISBN: 978-8-8572-4332-0,
224 Seiten, illustriert, 54.90 CHF, 28.99 EUR

à jour! Psychotherapie-Berufsentwicklung 7 (14) 2021 38–39

CC BY-NC-ND

https://doi.org/10.30820/2504-5199-2021-2-38

Sophie Taeuber-Arp. Ein Leben für die Kunst wurde von Dr. Silvia Boadella, der Grossnichte der Künstlerin verfasst. Die sorgfältig gestaltete, zweisprachig verfasste Publikation in ein Genre einzugliedern, ist fast nicht möglich. Bereits das Format (21,5x26 cm) und die reichhaltige Bebilderung muten eher an einen Ausstellungskatalog an, denn an ein Lesebuch. Auch liegt hier keine Biografie im klassischen Sinne vor, denn die Nähe der Verfasserin zur Protagonistin lässt einen Einblick in das Leben und Wirken von Sophie Taeuber-Arp (1889–1943) zu, der fast autobiografische Züge trägt.

Das Buch basiert auf Familienerinnerungen, Geschichten, unveröffentlichten Quellen und Dokumenten. Es zeichnet ein intimes Porträt der Künstlerin und ihrer Person. Die Autorin beschreibt auf sehr persönliche Weise, wie sich Taeuber-Arp trotz der Bedrohung durch zwei Weltkriege in einer Zeit bedeutender historischer Umwälzungen leidenschaftlich ihrer Arbeit widmete. Und diese Arbeit ist in jeder Beziehung bemerkenswert – oder wie Boadella im Vorwort formuliert: «Sophie Taeuber-Arp ist eine Pionierin der modernen Kunst. Sie war Tänzerin, Malerin, Bildhauerin, Textilkünstlerin, Designerin und Innenarchitektin. Sophie brachte Papier, Textilien, Holz und Glas zum Leuchten – sie band Licht an Materie in Bildern, Schmuckstücken, Stickereien, Teppichen, Marionetten, Möbeln und Skulpturen.»

Es wird spürbar, dass die Autorin mit der Kunst Taeuber-Arps aufgewachsen ist, was eine starke Vertrautheit zwischen den beiden Frauen entstehen lässt. Als würde sie die Welt mit den Augen der Künstlerin betrachten, entwickelt Boadella eine bild- und wortstarke Erzählung, die Leben, Stationen und Werk Taeuber-Arps aufs Anschaulichste verbindet.

Dieses einzigartige und aussergewöhnliche Porträt ist eine Hommage an eine Künstlerin, die unter äusserst schwierigen Umständen in ihrer Kunst nicht nur ihre Freude und ihren Weg zu sich selbst fand, sondern auch Kraft, um Herausforderungen standzuhalten und sich selbst treu zu bleiben. Die Autorin geht auf Inspirationsquellen Taeuber-Arps ein, auf ihre Liebe zur Natur, ihre Kindheit und ihr Verhältnis zu ihrer Schwester und zu ihrem Ehemann, dem Bildhauer Hans (Jean) Arp (1887–1966). Das künstlerische Leben des Ehepaars und die Beziehungen zu ihren Freunden werden beleuchtet, ebenso wie die Gefahren, denen sie sich während des Krieges aussetzten. Mit Arp teilte sie immer wieder Kunstprojekte und beide inspirierten sich gegenseitig. Er liess sich aber von ihr auch gern verwöhnen, da er mit dem «Alltagskram» nichts zu tun haben wollte.

Das äusserst lesenswerte Buch endet mit dem tragischen Tod der Künstlerin, die aufgrund falscher Handhabung eines Holzofens an einer Kohlenmonoxidvergiftung ums Leben kam, dies kurz vor der geplanten Ausreise des Ehepaars von Zürich nach New York, wo sie bereits von Freunden erwartet wurden. Sophie Taeuber-Arps Todestag ist der 13. Januar 1943.

Marianne Roth