Frankfurt/M.: Mabuse, ISBN: 978-3-86321-598-9,
122 Seiten, 25.90 CHF, 16.00 EUR
à jour! Psychotherapie-Berufsentwicklung 8 (15) 2022 39
https://doi.org/10.30820/2504-5199-2022-1-39
Der Kinder- und Jugendlichen-Therapeut Stefan Hetterich hat ein gut verständliches Büchlein geschrieben zu Ängsten bei Kindern und Jugendlichen. Der Autor spricht die LeserInnen in ihrer Rolle als Eltern direkt mit Du an. Es gelingt ihm nicht nur, die häufigsten Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen in einfacher Sprache gut und anschaulich nachvollziehbar zu beschreiben, sondern zugleich eine verständliche Einführung in das psychoanalytische Verständnis dieser Störungen zu geben. Illustrierend verwendet er Fallbeispiele aus der Praxis, die es den Lesenden ermöglichen, sich in die kindlichen Ängste einzufühlen.
Einführend erläutert er, dass Ängste etwas ganz Normales sind, die uns in verschiedenen Entwicklungsschritten begleiten. Er erläutert das limbische System und beschreibt verschiedene Arten, wie Kinder mit Ängsten umgehen: Kampf, Flucht, Erstarren. Frühkindliche Ängste, Ängste des Kleinkindes, der Schulkinder und in der Pubertät bzw. Adoleszenz werden in ihren vielfältigen Erscheinungsformen beschrieben.
In einem weiteren Kapitel erläutert er, was sich hinter Ängsten verbergen kann, etwa eine Angst vor Trennung, vor dem Neuen, vor den eigenen Gefühlen, der eigenen Entwicklung, vor Prüfungen und vor dem Berufsleben. Er erläutert Abwehrmechanismen als natürliche und sinnvolle Reaktionsweisen, um Ängste zu regulieren. In einem weiteren Teil beschreibt er die klinisch zu diagnostizierenden Formen von Angststörungen: Trennungsängste, Soziale Ängste, Phobien, Panik. Auch hier gelingt ihm eine sehr einfache und anschauliche Erläuterung der entsprechenden ICD-Diagnosen.
In einem abschliessenden Teil zeigt er auf, was Eltern tun können, um ihre Kinder unterstützend zu begleiten. Er beschreibt dabei vier Entwicklungsprinzipien: Halt geben, Halt haben, Fördern statt Fordern, Befähigen.
Die Schrift richtet sich an LaiInnen, an Eltern betroffener Kinder. Sie hilft, ein Verständnis für Kinder mit Ängsten zu entwickeln und so in der Elternrolle hilfreich zur Verfügung stehen zu können. Der Autor verweist auch auf fachliche psychiatrisch oder psychotherapeutische Hilfe. Insbesondere das eine Fallbeispiel mit Ausschnitten von Therapiegesprächen, auf das er sich immer wieder bezieht, dürfte Eltern den Schritt zu fachlicher Hilfe erleichtern. Das Büchlein ist ein gelungener psychologischer Ratgeber.
Peter Schulthess