Die Präsidentin berichtet

Gabriela Rüttimann

à jour! Psychotherapie-Berufsentwicklung 8 (15) 2022 5–6

CC BY-NC-ND

https://doi.org/10.30820/2504-5199-2022-1-5

Mitgliederversammlung

Nachdem die beiden letzten Mitgliederversammlungen pandemiebedingt nicht in Anwesenheit der Mitglieder stattfinden konnten, fanden sich an der diesjährigen MV gut 60 Personen im Volkshaus in Zürich ein. Die rege Anteilnahme war nicht zuletzt der Ankündigung geschuldet, im Anschluss an die ordentlichen Traktanden eine Fragestunde zur Umsetzung des Anordnungsmodells durchzuführen. Es war mir denn auch eine grosse Freude, die soeben verabschiedete Tarifstruktur zu präsentieren.

Mitgliederversammlung 2022

Die Übergangs-Tarifstruktur

Bei der Tarifstruktur, die als Übergangslösung gedacht ist, handelt es sich um eine Einzelleistungstarifstruktur für Psychologische Psychotherapie (gem. Art. 43 Abs. 5 KVG). Die Leistungen sind pro Minute abrechenbar und limitiert. Die fertig verhandelte Struktur umfasst 32 abrechenbare Positionen: 13 in Anwesenheit und 19 in Abwesenheit des Patienten, der Patientin, Koordinationsleistungen, Berichte in Abwesenheit, Notfallleistungen, Wegentschädigung und Materialleistungen. Für Kinder und Jugendliche gelten höhere Limitationen. Therapieleistungen können im Einzelsetting, in Paar-, Gruppen- oder Familientherapien abgerechnet werden. Jede Therapieform darf auch fernmündlich angeboten werden.

Um allfällige Interpretationsprobleme zu klären und die Tarifentwicklung zu beobachten, setzten die Tarifpartner eine Tarifstruktur- und eine Monitoring-Kommission ein. Ebenfalls Teil des Übergangstrukturvertrags ist ein gemeinsam definiertes Vorgehen zur Erarbeitung der definitiven Tarifstruktur, die bis Ende 2024 vorliegen soll.

Was noch geklärt werden musste, war, ob eine provisorische Genehmigung der Übergangstarifstruktur durch den Bundesrat nötig sein würde. Es ging auch darum, die Tarifstruktur technisch zu implementieren sowie Schulungen zu planen und durchzuführen. Auch die Taxpunkte, die für die einzelnen Tarifpositionen verrechnet werden können, mussten noch ausgehandelt werden. Was ebenfalls noch fehlte, war die Unterzeichnung der Verträge, weshalb die Struktur auch noch nicht publik gemacht werden konnte.

Zum Stand der Mitglieder

Auch im vergangenen Jahr mussten wir sinkende Mitgliederzahlen verzeichnen. Da die überwiegende Mehrheit der Austritte altershalber erfolgte, ist davon auszugehen, dass der Modellwechsel Wirkung zeigte und eine Reihe von noch berufstätigen Psychotherapeut*innen dazu bewog, diesen nicht mehr mitzumachen und die Gelegenheit zu nutzen, mit dem Berufsleben abzuschliessen. Ob es weitere Austritte geben wird, ist im Moment schwer abzuschätzen. Die Zukunft und eine neue Strategie des Verbands werden wir erst planen können, wenn sich die Situation stabilisiert hat, nachdem das Anordnungsmodell einmal eingeführt ist. Es ist davon auszugehen, dass aufgrund der rückläufigen Pandemiezahlen und die sich abzeichnende Lockerung der bundesrätlichen Massnahmen eine – wenn vielleicht auch labile – Normalisierung der laufenden Aktivitäten eintreten wird. Es zeichnet sich jedoch ab, dass die Vorbereitungen auf die Einführung des Anordnungsmodells eine erhöhte Arbeitsbelastung mit sich bringen wird. Ob und wie sich die Umstellung auf die Mitgliederzahlen auswirken wird, bleibt abzuwarten.

Erfreulich waren die vielen positiven Feedbacks, die wir von Mitgliedern immer wieder erhalten haben. Dies sowohl in Bezug auf die Informationen in Zusammenhang mit der Coronapandemie als auch bezüglich des Modellwechsels, der viele Personen verunsicherte und zahlreiche Fragen aufwarf.

Finanzielle Situation

Das Geschäftsjahr schnitt auf der Einnahmenseite um rund CHF 30 000 besser ab als budgetiert. Rund die Hälfte war auf ein besseres Ergebnis bei den Beiträgen von Einzelmitgliedern zurückzuführen, die wir aus Vorsicht etwas tiefer budgetiert hatten. Leicht zugelegt haben wir zudem bei den Veranstaltungen sowie beim Drucksachenverkauf.

Auch auf der Aufwandseite schnitten wir etwas besser ab. Aufgrund des Coronavirus konnte die Mitgliederversammlung einmal mehr nicht vor Ort stattfinden, sondern wurde schriftlich durchgeführt. Tagungen und Kongresse wurden mehrheitlich ins Internet verlegt, sodass Reise- und Hotelkosten eingespart werden konnten. Die Ausgaben für die Zeitschriften konnten leicht gesenkt werden, weil wir aktiver Inserate und Beilagen akquiriert haben. Auch beim Drucksachenverkauf konnten wir leicht zulegen. Der budgetierte Betrag für die Rechtsberatung blieb ungenutzt. Hingegen hatten wir für die Tarifgruppe einen Mehraufwand, der auf den intensiven Zeitaufwand bei den Tarifverhandlungen zurückzuführen ist.

Personalwechsel an der Geschäftsstelle

Nach gut 17 Jahren wird Ursula Enggist in den verdienten Ruhestand gehen und unseren Verband verlassen. Mit ihrem Weggang verliert die ASP eine wichtige Stütze an der Geschäftsstelle. Ursula hat ein sehr grosses und breites Spektrum an Arbeiten auf dem Sekretariat abgedeckt und war die Zuverlässigkeit in Person. Das Wissen und die Erfahrung, die sie sich im Laufe der Jahre angeeignet hat, wird uns fehlen und eine empfindliche Lücke hinterlassen. Dass sie auch von den Mitgliedern sehr geschätzt wurde, da sie oft erste Ansprechperson an der Geschäftsstelle war, bekundeten diese mit einem kräftigen Applaus. Wir werden uns denn auch gebührend von ihr verabschieden.

Arbeitsgruppe «Ukraine»

Auf Initiative eines Mitglieds und nach eingehender Diskussion beschloss der Vorstand an der vorgängigen Vorstandssitzung, dass Peter Schulthess an der Mitgliederversammlung zur Mitwirkung in einer Arbeitsgruppe aufrufen solle, die Geflüchtete aus der Ukraine fachliche Betreuung anbietet. Da die Geschäftsstelle gegenwärtig stark mit dem Anordnungsmodell ausgelastet ist, soll diese Arbeitsgruppe sich selbst organisieren. Vorstandsmitglied Kurt Roth stellte sich als Koordinator zur Verfügung und sechs Mitglieder erklärten sich bereit, in der Arbeitsgruppe mitzuwirken.

Genüsslicher Abschluss der MV

Nach der Mitgliederversammlung waren die Mitglieder zum Apéro riche eingeladen, der reichhaltig und sehr schmackhaft war. Es war eine Freude, mit dem einen oder anderen Mitglied auf das Erreichte anzustossen und begonnene Fäden weiterzuspinnen.

Gabriela Rüttimann ist Präsidentin der ASP.