Neuigkeiten aus der Romandie

Sandra Feroleto

à jour! Psychotherapie-Berufsentwicklung 8 (15) 2022 9–10

CC BY-NC-ND

https://doi.org/10.30820/2504-5199-2022-1-9

In der Romandie ist die Situation der Jugendlichen besonders alarmierend. Die Praxen, die in der Kinderpsychiatrie und in der Betreuung von Kindern und Jugendlichen tätig sind, sind alle überlastet. Es herrscht ein echter Mangel an Plätzen, an Betreuung. Und damit einher geht eine Reihe von Dramen, die aufwühlend und sehr besorgniserregend sind. Wir können nur jede*n unter unseren ASP-Mitgliedern, die*der den Elan, die Lust und die Bereitschaft dazu hat, dazu ermutigen, einige Zusatzausbildungen zu absolvieren, um in diesen Bereich der Kinderbetreuung einzusteigen. Zwei Jahre Pandemie mit ihren erheblichen sozialen Auswirkungen haben niemanden unversehrt gelassen. Aber die Jugendlichen mit ihrem gesteigerten Bedürfnis nach Zugehörigkeit und ihrer Tendenz, sich schuldig zu fühlen, gehören zu den ersten Opfern dieser Realität.

Endlich wieder etwas Luft zum Atmen, die Masken fielen, der Pass wurde begraben, wir hatten gerade genug Zeit, um durchzuatmen und mit einem zuversichtlichen Auge in die Zukunft zu blicken. Und nun haben sich die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine derart verschärft, dass ein Präsident physisch den Krieg erklärt, vor den Toren unserer Länder, auf unserem Kontinent. Eine aussergewöhnliche Welle der Solidarität entsteht, wird mobilisiert. Sie ähnelt derjenigen, die die Menschen zu Beginn der Pandemie, die wir zwei Jahre lang gemeinsam bekämpft haben, zunächst vereint hat. Ist es nicht so, dass der Mensch, wenn er mit dem Unaussprechlichen konfrontiert wird, zu den grössten Leistungen in Bezug auf menschliche Grosszügigkeit fähig ist?

Wir bereiten uns auf die Aufnahme von Menschen vor, die aus ihrem Land, der Ukraine, geflohen sind. Viele Haushalte haben sich bereit erklärt, ihre Türen zu öffnen und sich zur Aufnahme von Ukrainer*innen zu verpflichten. Die Hauptopfer dieses Krieges werden unsere Unterstützung brauchen. Werden die Mitglieder der ASP bereit sein, sich für sie zu engagieren? Sie zu unterstützen? Ihnen zu helfen, dieses Trauma in Kraft für die Zukunft zu wandeln? Und sind wir ausreichend gerüstet, um mit ihnen am traumatischen Schock zu arbeiten, ebenso wie mit unseren anderen Patient*innen, die sekundäre Opfer sind, zu denen wir alle unfreiwillig werden? Glücklicherweise haben wir in der Romandie Partnerverbände, die in diesem Bereich sehr aktiv sind, und hochqualifizierte Ausbildungsinstitute. Aber es wäre wertvoll, wenn wir ASP-Psychotherapeut*innen uns voll engagieren würden. Diese ersten Jahrzehnte des 21. Jahrhunderts, des dritten Jahrtausends, werden leider in die Geschichte eingehen …

Gleichzeitig geht das Leben weiter, auch das unserer Vereinigung. Wir nähern uns einem Systemwechsel, der noch viele Zweifel und Verwirrungen hinterlässt. Eine Sitzung im Januar ermöglichte es vielen von Ihnen, einige Klarstellungen zu den Elementen zu erhalten, die hinsichtlich der Zukunft dieser neuen Modalität der Anordnung geklärt waren. Viele Aspekte sind jedoch bis heute noch nicht geklärt, und die Westschweizer Kantone haben leider noch nicht abgeklärt, welche Verfahren sie einleiten müssen, um Leistungserbringer zulasten des KVG zu werden. Während dieser noch ungewissen Zeit steht Ihnen die ASP weiterhin zur Verfügung, um Sie zu unterstützen und Ihre Fragen zu beantworten. Zögern Sie nicht, uns in dieser Hinsicht zu kontaktieren.

Das neue Gesetz, das die Kostenübernahme unserer Leistungen durch das KVG vorsieht, könnte vielleicht neue Ausbildungsinitiativen hervorbringen. Wenn einige von Ihnen Ideen in dieser Richtung haben, stehe ich gern zur Verfügung, um Sie bei der Umsetzung zu unterstützen.

In der Romandie, seit die ASP ihre Ausbildungsinstitute für Psychotherapie in der französischsprachigen Region verloren hat, gibt es einen Mangel an einem Kern, der sich bemerkbar macht. Wir wollten einen Tag der ASP in der Romandie abhalten, aber dieser wurde aufgrund der Gesundheitslage mehrmals verschoben. Jetzt könnten wir ihn wieder auf die Tagesordnung setzen, vorausgesetzt, die Situation beruhigt sich oder erlaubt uns zumindest, unser normales Leben weiterzuführen.

Schliesslich wäre ich dankbar, wenn Mitglieder aus der Romandie, die einen direkteren Austausch über Telegram, Signal oder E-Mail wünschen, mir dies persönlich mitteilen würden, indem sie mich direkt kontaktieren. Dies könnte ein interessanter Weg sein, um uns einander näherzubringen und unsere gemeinsame Identität, unsere Zugehörigkeit zur ASP-Gemeinschaft in der Westschweiz zu schaffen und zu leben.

Ich wünsche uns einen Sommer voller Frieden und Vertrauen in die Zukunft und danke Ihnen allen, dass Sie Mitglied der ASP sind und damit unserem Verband die Möglichkeit geben, zu existieren und weiterhin an unseren gemeinsamen Interessen zu arbeiten.

Sandra Feroleto ist Vorstandsmitglied der ASP und Delegierte für die Romandie.