Bericht vom EAP-Symposium

24. Februar 2023, Wien

Gabriela Rüttimann

à jour! Psychotherapie-Berufsentwicklung 9 (17) 2023 11–11

https://doi.org/10.30820/2504-5199-2023-1-11

Das Symposium vom 24. Februar der European Association for Psychotherapy (EAP) fand in Wien gemeinsam mit dem ukrainischen Dachverband für Psychotherapie statt, vertreten durch deren Präsidenten Olexander Filts. Die scheidende EAP-Präsidentin Patricia Hunt eröffnete das Meeting im Gedenken an den Jahrestag der russischen Invasion in der Ukraine, die bis heute andauert.

Jahresbericht der scheidenden EAP-Präsidentin

In ihrem Jahresbericht verglich Patricia Hunt die EAP mit einem Gewebe bestehend aus Kett- und Schussfäden. Dabei seien die Kettfäden die nationalen Berufs- oder Dachorganisationen, insgesamt 43 Mitgliedsorganisationen, und die Schussfäden die europäischen Akkreditierungsorgane der verschiedenen Psychotherapiemethoden. Die Arbeit der EAP verwebe die beiden Ebenen zu einem intakten Stück Gewebe, sprich einer intakten Organisation.

Sie verwies auf die beiden englischen Begriffe unity (Einheit) und uniformity (Einheitlichkeit). Einheitlichkeit meine Gleichheit und Ordnung, die anziehend seien, weil sie Klarheit und Kontrolle vermitteln. Das Ego möge Einheitlichkeit. Einheit dagegen bedeute die Versöhnung von Differenzen. Diese sei erreicht, wenn die Reichhaltigkeit an Differenzen aufrechterhalten und diese vereint würden, um eine starke und reichhaltige Position zu gestalten. Werde Einheit erreicht, entstünde ein Ganzes, das mehr sei als die Summe aller einzelnen Teile.

Obwohl die EAP Minimum-Standards für Ausbildung und professionelles Verhalten bei der Berufsausübung etabliert habe, strebe sie nie nach länderübergreifender Einheitlichkeit und Methodik. Sie strebe nach Einheit, die tatsächlich wichtig ist. Sie begrüsse die Methodenvielfalt, wolle diese erhalten und mit der EAP vereinen.

Der Krieg in der Ukraine stelle für die EAP eine besondere Herausforderung dar, da sowohl der ukrainische wie auch der russische Verband Mitglied in der EAP sind. Die EAP versuche, so sensibel und diplomatisch wie möglich mit der Situation umzugehen, und es habe verschiedene Treffen mit Vertretern der ukrainischen Dachorganisation gegeben. So sei die Zusammenarbeit zu diesem gemeinsamen Symposium entstanden.

Psychotherapie, Ethik und Krieg

In seinem Vortrag «Evolution of Psychotherapist’s Ethics Before the War and During the War» strich Olexander Filts den Propagandakrieg hervor, der das Konzept der Realität komplett entwertet habe, sowohl das Gefühl für Realität sowie auch die Beziehung dazu. Dabei sei die Überprüfung der Realität das wichtigste Instrument der psychotherapeutischen und psychiatrischen Arbeit mit Klientinnen und Patienten. Ein Jahr Arbeit nicht nur mit verwundeten und traumatisierten Patienten, aber auch mit Geflüchteten und «normalen» Patienten zeige, dass die Kriterien der Realitätsüberprüfung sich allmählich in das sogenannte Prinzip der Offensichtlichkeit entwickelt habe. Der zweite wichtige Aspekt ihrer Arbeit sei die veränderte Beziehung mit durch Propaganda traumatisierte Patientinnen. Dieser Aspekt entwickle sich in Richtung einer Schwächung und in manchen Fällen Rückweisung einer neutralen psychotherapeutischen Position.

Neuwahlen in der EAP

In der EAP fanden zahlreiche Neuwahlen statt. Die Position der Präsidentin übernimmt neu die Kroatin Irena Bezic, Catalin Zaharia aus Rumänien wurde zum Vizepräsidenten gewählt und Alexander Rieder aus Österreich ist weiterhin Kassenführer. Die Leitung des Generalsekretariats übernimmt Petra Köcher.

Verabschiedet und geehrt wurden unter anderem Patricia Hunt und Eugenijus Laurinaitis, Generalsekretär der EAP, der zusammen mit Charles Cassar und Courtney Young zum Ehrenmitglied ernannt wurde.

Gabriela Rüttimann ist Präsidentin der ASP und vertritt diese in der EAP.