Sandra Feroleto
à jour! Psychotherapie-Berufsentwicklung 9 (17) 2023 8–9
https://doi.org/10.30820/2504-5199-2023-1-8
Es sind nun mehrere Monate vergangen, seit wir als vollwertige, vom KVG vergütete Gesundheitsdienstleister anerkannt wurden. Wir konnten uns mit den Mitgliedern aus der Romandie zum Thema der Umsetzung dieses neuen Systems treffen, und dies führte zu einem sehr fruchtbaren und wohlwollenden Austausch, bei dem wir uns gegenseitig Tipps und gemeinsame Orientierungen geben konnten. Der eigentliche Sinn unseres Verbandes liegt in diesen kollegialen Momenten, in denen wir uns bezüglich unseres Berufs und seiner aktuellen Herausforderungen zusammenfinden und einander bereichern können.
Wir sehen, dass die Hauptprobleme darin bestehen, dass es schwierig ist, Psychiater*innen zu finden, die bereit sind, die Rolle von Verwaltungsexpert*innen zu übernehmen. In diesem Zusammenhang ist es gut, daran zu denken, dass Kinderpsychiater*innen dies auch tun können, ebenso wie Mediziner*innen, die auf Psychosomatik spezialisiert sind. Wir hoffen jedoch aufrichtig, dass das Verfahren bald vereinfacht wird, um den Bedürfnissen der Bevölkerung ohne diese administrativen Hürden gerecht zu werden. Weitere Fragen betrafen die Berichte, die ab 30 Sitzungen verfasst werden müssen. Wir schlagen vor, dass sie kurz und angemessen sein sollten … mit anderen Worten, dass sie die wesentlichen Elemente der Anamnese und der Biografie enthalten sollten, von denen man annehmen kann, dass sie in direktem Zusammenhang mit den Problemen der betreuten Person stehen. Schliesslich konnten wir darauf hinweisen, dass die Verschreibung von Psychotherapie im Gegensatz zur Physiotherapie nicht auf ein Kalenderjahr beschränkt ist. So läuft eine Verschreibung für 15 Sitzungen von einem Jahr zum anderen weiter und muss nicht zu Beginn des Jahres neu verschrieben werden. A priori sollte die Forderung nach einem neuen Bericht und die Frist, innerhalb derer dieser zu erstellen ist, von der Versicherung in ihrer Antwort auf den ersten Bericht für 30 Sitzungen klar angegeben werden. Einige Fragen betrafen noch die Rechnungssoftware: Eine Rechnung im richtigen Computerformat, die die Codes des Psychotarifs und die Schlüsselindikatoren, die Dauer pro Minute sowie die Adressdaten, den*die verschreibende*n Mediziner*in und die Praxis des Leistungserbringers enthält, könnte im Prinzip von den meisten Versicherungen akzeptiert werden. Aber es scheint, dass wir in der Romandie keine wirklich bekannten Konkurrenten für die Ärztekasse haben.
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Uns bieten sich weitere Möglichkeiten, diese gemeinsame Grundlage zu schaffen, indem wir unsere ASP-Philosophie weiterentwickeln. Wir haben dies erneut durch die so interessante Debatte mit einem Psychiatriepfleger und zwei Hebammen, von denen eine auf Haptonomie spezialisiert ist, über den Film Saint Omer erlebt, in dessen Mittelpunkt ein Kindsmord steht. Ein zugegebenermassen nicht sehr leichter und trauriger Moment, aber ein so tiefgründiger, der es uns ermöglichte, die Herausforderungen der Tat, der Psychose, der interkulturellen Problematik und die Mutterschaft an sich mit all ihren unwahrscheinlichen Umwälzungen in den Blickpunkt zu rücken. Diese Filmdebatten, die ich versuche, in der Romandie mit einer gewissen Regelmässigkeit zu organisieren, stellen ebenso viele Möglichkeiten dar, Fragen zu vertiefen und uns zusammenzubringen … Ich hoffe von ganzem Herzen, dass Sie bei den nächsten Veranstaltungen zahlreich anwesend sein werden.
Schliesslich erlaube ich mir, an dieser Stelle an die Herausforderungen zu erinnern, die für uns in Bezug auf die Mitgliederzahl bestehen, und die Romandie hätte exponentielle Entwicklungsmöglichkeiten. Spielen wir alle das solidarische Spiel mit, indem wir unseren Kolleg*innen und Verwandten davon erzählen und versuchen, einige französischsprachige Interessent*innen dazu zu bewegen, sich uns anzuschliessen, das wäre grossartig.
Ich hatte nicht das Vergnügen, bei der letzten Mitgliederversammlung viele Kolleg*innen aus der Romandie anzutreffen, aber die Mitgliederversammlung bot auch Gelegenheit, über unser Vereinsleben zu sprechen und einige wesentliche Debatten anzustossen. Darunter war die Frage, ob wir uns nicht auf die eine oder andere Weise mit der FSP verbünden sollten, oder auch die Frage der gendersensiblen Schreibweise, die unsere offiziellen Publikationen kennzeichnet und die einige Mitglieder, die offensichtlich ziemlich isoliert waren, infrage stellten. Am Ende dieser etwas hitzigen Diskussionen stellten viele von uns erleichtert fest, dass die Inklusion aller Menschen ein wesentlicher Wert ist, der uns am Herzen liegt, und dass, auch wenn unsere Gehirne, die sich gern gegen jede Innovation sträuben, vielleicht durch ein Sternchen oder dergleichen hier und da in Aufregung versetzt werden, die menschliche und soziale Herausforderung, der Respekt und die Integration aller Menschen, die sich nicht oder nicht mehr in einer normierten Realität mit «Er» oder «Sie» wiedererkennen, Vorrang vor solchen stilistischen Überlegungen haben.
An der gleichen Mitgliederversammlung hatte ich die Ehre, als Delegierte für die Romandie wiedergewählt zu werden, und ich werde mit Freude und Engagement im Vorstand der ASP weiterarbeiten … für Sie und hoffentlich an Ihrer Seite! Vielen Dank für Ihr Vertrauen.
Sandra Feroleto ist Vorstandsmitglied der ASP und Delegierte für die Romandie.