Editorial

à jour! Psychotherapie-Berufsentwicklung 9 (18) 2023 3–3

https://doi.org/10.30820/2504-5199-2023-2-3

Zum ersten Mal erscheint diese Zeitschrift gratis nun nur noch als Online-Publikation. Ich hoffe, dass wir dadurch nicht LeserInnen verlieren werden, mag es doch manchen so ergangen sein wie mir: Ich mochte das Illustrierten-Format der Printversion, hielt es gern in den Händen und blätterte es durch. Nun, im Zuge der fortschreitendenden Digitalisierung unseres Alltags und unter dem Druck, Kosten einsparen zu müssen, war der Schritt, auf eine kostenfreie Druckausgabe zu verzichten, leider unvermeidlich. Allerdings besteht die Möglichkeit, beim Psychosozial-Verlag weiterhin eine in Graustufen gedruckte Printversion zu abonnieren (für ASP-Mitglieder gar zum reduzierten Preis).

Die digitale Publikationsweise hat ja aber zweifelsohne auch eine positive Seite: Man kann am Bildschirm weiterhin durch das ganze Heft scrollen, kann einzelne Artikel heraussuchen, diese auch separat herunterladen, allenfalls für sich selbst ausdrucken oder das ganze Heft auf seinem Computer abspeichern, ohne dass man für die Zeitschrift im Büchergestell Platz einräumen muss. Als Redaktion tun wir jedenfalls weiterhin unser Bestes, unseren LeserInnen halbjährlich ein ansprechendes und informatives Produkt vorzulegen.

Mit unserem Titelthema «Armut als Folge psychischer Probleme» in der Rubrik Fokus möchten wir die Aufmerksamkeit darauf lenken, dass psychische Krankheit in der Tat ein Armutsrisiko darstellt. Dirk Richter beleuchtet in seinem Beitrag, wie mit geeigneter psychiatrischer Rehabilitation Armut und soziale Exklusion verhindert werden können. Sein psychiatriegeschichtlicher Abriss zum Umgang mit psychisch Kranken ist lesenswert und zeigt eine Perspektive auf zu einer menschenrechtlich besseren Praxis.

In der Rubrik Aktuelles lesen Sie verschiedene Berichte. Die Präsidentin gibt ein Update zur Situation bzgl. des Anordnungsmodells, zum IV-Vertrag, zur aktuell stabilisierten finanziellen Situation des Verbandes und zu anstehenden personellen Veränderungen im Vorstand und auf der Geschäftsstelle. Aus dem Sekretariat erfahren sie Wissenswertes für die Unterstützung unserer Mitglieder. Die Berichte von Sandra Feroleto und Nicola Gianinazzi fokussieren auf Aktuelles in ihren Sprachregionen. Und schliesslich hat Marianne Roth einen Beitrag verfasst zur Bedeutung des neuen Datenschutzgesetzes für uns praktizierende PsychotherapeutInnen.

In der Rubrik Psychotherapie international finden Sie je einen Bericht zu den Meetings der EAP (European Association for Psychotherapy) und der IFP (International Federation for Psychotherapy), die sich an ihrer diesjährigen Mitgliederversammlung einen neuen Namen gegeben hat: WFP (World Federation for Psychotherapy). Die ASP ist Mitglied beider Organisationen.

Die Rubrik Debatte enthält diesmal gleich drei Beiträge mit unterschiedlichen Themen: Volker Tschuschke führt die Debatte zur Gender-Sprachdebatte weiter und sieht Narzissmus als treibende Kraft der Gender-Bewegung. Marianne Roth berichtet über das politische Gezerre um die Übernahme von Leistungen von Personen in Weiterbildung durch die Krankenkassen und bezeichnet dieses als unwürdig. Peter Schulthess thematisiert in seinem Beitrag die Reakkreditierungspraxis von Weiterbildungsgängen in Psychotherapie durch die AAQ (Agentur für Akkreditierung und Qualitätssicherung), die diese Akkreditierungen im Auftrag des BAG durchführt. Er kritisiert und bemängelt deren Qualität und Angemessenheit.

In der Rubrik Nachgefragt bringen wir stets ein Interview mit einem Mitglied. Dieses Mal ist Henry Faineteau aus Genf unser Interviewpartner, der berichtet, wie er zur Berufswahl als Psychotherapeut kam und was ihn bewog, der ASP beizutreten.

Felix Peter beschreibt in seinem Beitrag in der Rubrik Wissen psychische Konsequenzen der sozial-ökologischen Krisen für Jugendliche. Sie reagieren mit einer breiten Mischung von Gefühlen auf die aktuellen Krisen, die bis hin zu emotionaler Überlastung und starken psychischen Belastungen führen können. Er zeigt Beratungsmöglichkeiten auf, die Bewältigungsstrategien anhand individueller Stärken und vorhandener sozialer Ressourcen unterstützen. Psychotherapie solle sich diesem Feld mehr öffnen und die Vulnerabilität jungen Menschen berücksichtigen.

Mehrere Buchbesprechungen runden das Heft ab. Drei der besprochenen Bücher stammen erfreulicherweise von Mitgliedern der ASP (Ernst Spengler, Anita Garstick-Straumann, Lilien Caprez). Die AutorInnen der anderen drei Bücher sind Daniel Hell, Corine Pelluchon und Volker Tschuschke. Falls auch Sie ein spannendes Buch geschrieben oder gelesen haben, das im Zusammenhang mit Psychotherapie steht: Wir nehmen gern Buchbesprechungen auf.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!

Peter Schulthess, Redaktionsleiter