Ernst Spengler (2022): Die Tafelrunde.

Selbstverlag. 212 Seiten, frei zum Download als PDF auf:
www.ernstspengler.ch (unter der Rubrik «Unterhaltsames»)
(Anfragen für ein gedrucktes Exemplar sind an den Autor zu richten: ernst.spengler@bluewin.ch)

à jour! Psychotherapie-Berufsentwicklung 9 (18) 2023 34–34

https://doi.org/10.30820/2504-5199-2023-2-34

Ernst Spengler ist zumindest unter den älteren ASP-Mitgliedern als Mitbegründer des SPV und späterer Präsident wohlbekannt. Er hat sich in dieser Rolle wiederholt als kämpfender Befürworter eines Verständnisses der Psychotherapie als eigenständiger wissenschaftlicher Beruf exponiert.

Weniger bekannt ist in einem weiteren Kreis, wie die Person Ernst Spengler auch zu anderen Themen denkt. In seiner autobiografisch geprägten Schrift Die Tafelrunde beschreibt er in leicht zu lesender Form seinen Weg vom Kind zum alternden Psychotherapeuten. Viele Passagen sind zeitgeschichtlich geprägt und genüsslich zu lesen. Sie regten bei mir eigene Erinnerungen an die damalige Zeit frei. Die Tafelrunde besteht aus einer Gruppe von Klassenkameraden, die sich regelmässig traf um nicht nur zu tafeln, sondern sich auch über ernsthafte Themen auszutauschen. Natürlich haben sich die Gespräche nicht genauso zugetragen, vielmehr hat der Autor hier seine dichterische Freiheit walten lassen. Die Treffen dieser Tafelrunde geben der Schrift einen Leitfaden und erörtern zeitgeschichtliche, naturwissenschaftliche, religiöse und philosophische Themen.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert, die zu unterschiedlichen Zeiten entstanden: «Von der Ringparabel zur individuellen Religion» (2018), «Zeit und Bewusstsein» (2019) sowie «Staat und Freiheit» (2021/22).

Im ersten Teil erfährt man lokal- und zeitgeschichtliche Ereignisse, die des Autors Leben und jenes der Tafelrunde prägten. Nach dem Tod eines Mitglieds beschäftigt sich die Tafelrunde mit Fragen der Endlichkeit und der Religion, wo Ernst Spengler Beispiele seines profunden Wissens als Religionshistoriker (er studierte Psychologie, Politische Philosophie und Religionsgeschichte) ausführt. Natürlich fehlen auch Bezüge zur Jung’schen Analytischen Psychologie nicht, deren Ansatz er als Psychotherapeut erlernte und lehrte.

In «Zeit und Bewusstsein» finden sich manche Erörterungen zum Altern, zur Evolutionsgeschichte der Menschheit, zum Erleben von Zeit, zu physikalischen und naturwissenschaftlichen Entdeckungen der jüngsten Zeit wie auch zu Veränderungen des Bewusstseins etwa bzgl. des Klimawandels.

Der letzte Teil «Staat und Freiheit» ist einer mehr politischen Sicht gewidmet und reflektiert das Verhältnis zwischen Staat und der Freiheit der Bürger und Bürgerinnen etwa am Beispiel der Präsidentschaft Donald Trumps, des Umgangs mit der Coronapandemie, der 68er-Zeit in Europa, der Bildung der SVP und der Trychler-Bewegung.

Ernst Spenglers Schrift ist durch die Einbettung in Erlebnisse der Tafelrunde, den Ilgenboys, wie er sie auch nennt, unterhaltsam, inhaltlich gehaltvoll und vermittelt ein Stück erlebte Geschichte. Ich empfehle es gern zur Lektüre.

Peter Schulthess