à jour! Psychotherapie-Berufsentwicklung 10 (20) 2024 3–4
https://doi.org/10.30820/2504-5199-2024-2-3
Liebe Leserin, lieber Leser,
dies ist eine besondere Ausgabe der Zeitschrift à jour! – Psychotherapie-Berufsentwicklung. Der Vorstand der ASP musste sich für 2025 und die weiteren Jahre leider aus finanziellen Gründen dazu entschliessen, diese Verbandszeitschrift nur noch einmal im Jahr erscheinen zu lassen (vgl. «Die Präsidentin berichtet»). Künftig wird ein Jahresheft, möglicherweise unter neuem Namen, jeweils im September erscheinen.
Um die Mitglieder über berufspolitische Entwicklungen à jour zu halten, gibt es nun ja bereits seit einigen Jahren einen Newsletter, mit dem sehr viel schneller und zeitgerechter Aktuelles verbreitet werden kann. Ausserdem erscheint im Frühjahr jeweils ein recht ausführlicher Jahresbericht, in dem alle Ressortinhaber über die Aktivitäten in ihrem Bereich berichten. Diese Dreispurigkeit von Berichterstattung hat jeweils auch zu Überschneidungen und einer gewissen Redundanz geführt, die mit der Reduktion auf ein Heft reduziert werden kann. Die neu konzipierte Zeitschrift wird sich mehr inhaltlichen Themen aus dem Bereich der Psychotherapie widmen können. Der Vorstand möchte verstärkt klinische Fälle, praxisnahe Berichte und wissenschaftliche Erkenntnisse in den Fokus rücken.
Das à jour! wurde in seiner ersten Form Mitte der 1990er von Mario Schlegel während seiner Zeit im SPV-Vorstand (1996–99) auf Anregung von Ursula Walter, der damaligen Ko-Präsidentin, ins Leben gerufen; zu einer Zeit also, als noch wenige unserer Mitglieder einen Internet-Anschluss hatten und noch keine Newsletter produziert und verschickt wurden. Das à jour! bestand aus einem fest gedruckten Umschlag (wie ein Arbeitsheft), in den jeweils lose Blätter mit aktuellen Informationen eingelegt wurden, die man dann periodisch an die Mitglieder verschickte. So wurden die Mitglieder über aktuelle Entwicklungen à jour gehalten.
Diese Loseblattsammlung ergänzte die Informationen, die jeweils seit 1991 jedes Quartal im Psychotherapieforum Supplement im regionalen Austausch unter den beteiligten Verbänden in Österreich, Deutschland und der Schweiz erschienen. Das Supplement war ein ergänzendes Heft zur Zeitschrift Psychotherapieforum, das von den drei Verbänden ÖBVP, DVP und SPV (später Charta) im Springer-Verlag herausgegeben wurde. Das Psychotherapieforum war eine wissenschaftliche Zeitschrift mit einem Peer-Review-Verfahren, das Supplement ein angehängtes Verbandsnachrichtenorgan, das nicht peer reviewt wurde.
Die drei Verbände kündigten 2009 den Vertrag mit dem Springer-Verlag, der die Eigentumsrechte am Titel hielt und nicht bereit war, diese den Verbänden zu übertragen (obwohl diese den Titel kreiert hatten). So gründeten die drei Landesverbände (ÖBVP, DVP und Charta) die neuen Zeitschriften Psychotherapie-Wissenschaft und Psychotherapie-Berufsentwicklung, die 2010 erstmals erschienen. Erstere war die Nachfolgerin des Psychotherapieforum, zweitere des Supplements. Beide erschienen fortan zweimal jährlich. Nachdem der DVP wegen Konkurs ausschied und später der ÖBVP wegen eines Zerwürfnisses im Herausgeberteam ebenfalls von Bord ging, wurden die beiden Zeitschriften von der Schweizer Charta für Psychotherapie allein weiter herausgegeben. Mit der Fusion von ASP und Charta ging die Herausgeberschaft 2014 an die ASP. Da es wenig Sinn machte, einerseits das à jour!, das mittlerweile als gebundenes Heft erschien und seit 2010 u. a. von Veronica Baud (später Defièbre) in ihrem Vorstandsmandat zu einem ansehnlichen Journal weiterentwickelt worden war, herauszugeben und andererseits zugleich die Psychotherapie-Berufsentwicklung (beide erschienen jeweils halbjährlich), entschied man sich dafür, die beiden Zeitschriften zu vereinen und der neuen, zweimal im Jahr erscheinenden Zeitschrift den Doppelnamen à jour! – Psychotherapie-Berufsentwicklung zu geben. Und nun, zum Jahr 2025, folgt eben ein weiterer Veränderungsschritt zu einer bloss einmal pro Jahr erscheinenden Zeitschrift. – So viel zur Historie, die wohl für manche von Ihnen auch interessant ist.
Im vorliegenden Heft finden Sie wie gewohnt Beiträge aus verschiedenen Rubriken. Unter «Aktuelles» finden sich verschiedene Berichte und Nachrichten. Gabriela Rüttimann beschreibt neue Initiativen der ASP zur Qualitätssicherung (Intervisionsgruppen, Qualitätszirkel) sowie Nachwuchsförderung. Sie kündigt auch die Einstellung der Zeitschrift Psychotherapie-Wissenschaft an. Informativ sind die Informationen aus dem Sekretariat, wo verschiedene Dienstleistungen der ASP angeführt sind. Aus der Suisse Romande berichtet Sandra Feroleto und kündigt eine Neuausrichtung der ASP im Sinne des Berichts der Präsidentin an. Nicola Gianinazzi informiert über die Anzahl der von der PsyKo anerkannten ausländischen Titel in der Region der Svizzera Italiana in den vergangenen 10 Jahren und wirft einen Blick über die Landesgrenzen, wo es in Italien über einen aufsehenerregenden Gerichtsfall zu diskutieren gab. Als Vorsitzende der Charta berichtet Nathalie Jung über eine Anpassung und Optimierung der Chartastrukturen. Sie betont u. a. die Wichtigkeit der Beschwerdekommission und Initiativen zur Optimierung der Qualitätssicherung. Schliesslich finden sich in dieser Rubrik auch zwei Nachrufe. Sandra Feroleto würdigt Joëlle Boyesen, Mario Schlegel und Peter Schulthess zeichnen das Wirken von Ernst Spengler nach.
Leider entfällt dieses Mal die Rubrik «Psychotherapie International». Ich erlaube mir aber an dieser Stelle, auf einen Beitrag von Miran Možina in der jüngsten Ausgabe der PTW (Heft 2-2024) hinzuweisen. Er schreibt über die gesetzlichen Regelungsprozesse der Psychotherapie in verschiedenen europäischen Ländern, in denen Psychotherapie als eigenständiger Beruf geregelt wird oder werden soll; ein Anliegen, mit dem der SPV und die Charta seinerzeit in der Schweiz leider gescheitert sind.1
In der Rubrik «Debatte» finden Sie einen Beitrag der Psychiaterin Ursula Davatz, welche die Psychologischen PsychotherapeutInnen dazu ermuntert, sich nicht zu sehr psychiatrisieren zu lassen und eine psychotherapeutisch-systemische Sicht in Diagnosestellung und Behandlung beizubehalten.
Das Interview mit einem Mitglied wurde diesmal in der Rubrik «Nachgehakt» von Peter Schulthess mit Konrad Lieske geführt. Sein beruflicher Schwerpunkt liegt in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Samuel Siegfried ist Mitbegründer einer Firma, die sich mit den Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz im Bereich der Dokumentation von Therapieprozessen beschäftigt. In der Rubrik «Wissen» stellt er vor, was es schon alles gibt und was er selbst mit seinem Team am Erproben ist.
Zum «Fokus»-Thema haben wir die AD(H)S- und Autismus-Spezialistin Ursula Davatz um einen Beitrag gebeten. Sie unterscheidet ADS und ADHS als zwei verschiedene Neurotypen, die genetisch in Familiensystemen über Generationen weitergegeben werden. ADHS ist die extravertierte Variante, während ADH zu introvertiertem Verhalten und zum inneren Rückzug führt, was in eine Störung im Autismus-Spektrum münden kann. Der Beitrag zeigt Möglichkeiten auf, wie solche PatientInnen therapeutisch begleitet werden können.
Drei Buchbesprechungen runden das Heft ab. Besprochen werden zwei Publikationen von ASP-Mitgliedern (Elisabeth Steiner und Heidy Helfenstein) sowie eine neue Schrift der Psychoanalytikerin Jeannette Fischer.
Den Schlusspunkt bildet der Veranstaltungskalender.
Mit diesem Heft verabschiede ich mich als leitender Redaktor des à jour! – Psychotherapie-Berufsentwicklung. Ich habe diese fusionierte Zeitschrift nun ca. 10 Jahre lang betreut, vorher die Psychotherapie-Berufsentwicklung. Ich denke, der Entschluss zur Neuausrichtung der Zeitschrift ist ein guter Moment, die Leitung in andere, jüngere Hände zu übergeben.
Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich für das Vertrauen bedanken, das mir der Vorstand und die Leserschaft gegeben haben, und möchte betonen, dass es eine anregende, befriedigende und dankbare Aufgabe war. Ich denke, es gelang unserem Redaktionsteam, ein immerfort ansprechendes Journal zu veröffentlichen, was die Breite des Inhalts wie auch die Präsentation mit Layout, Grafik und Bebilderung betrifft. Bedanken möchte ich mich auch beim Psychosozial-Verlag für die stets gute und fruchtbare Zusammenarbeit.
Mit kollegialen Grüssen
Peter Schulthess