Die Präsidentin berichtet

Gabi Rüttimann

à jour! Psychotherapie-Berufsentwicklung 10 (20) 2024 6–7

https://doi.org/10.30820/2504-5199-2024-2-6

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

in den letzten Monaten haben wir in unseren Vorstandssitzungen, im Austausch mit der Charta und an der Vorstands-Retraite intensiv diskutiert, an der Weiterentwicklung unserer Strategie gearbeitet und die Umsetzung neuer Projekte und Angebote vorangetrieben. Dies stellt angesichts der immer noch andauernden finanziellen Belastung durch die Tarifverhandlungen eine grosse Herausforderung dar, birgt aber auch viel innovatives Potenzial.

Aufbau von Intervisionsgruppen

Ein zentrales Anliegen unserer Arbeit als Verband ist es, die Qualität der psychotherapeutischen Versorgung kontinuierlich zu verbessern und unsere Mitglieder in ihrer beruflichen Entwicklung zu unterstützen. Unsere neuen Angebote und Projekte sind nicht nur ein Engagement des Verbands für Qualität und kollegiale Unterstützung, sondern auch eine Antwort auf die sich wandelnden und steigenden Qualitätsanforderungen in unserem Berufsfeld.

Deshalb fördern wir aktiv den Aufbau von Intervisionsgruppen. Diese Gruppen bieten Ihnen die Möglichkeit, sich mit Berufskolleginnen und -kollegen auszutauschen, herausfordernde Fälle zu besprechen und voneinander zu lernen. Intervision ist eine wunderbare Gelegenheit, sich gegenseitig zu unterstützen, therapeutische Prozesse zu teilen, die berufliche Praxis zu reflektieren und neue Perspektiven und Lösungsansätze zu entwickeln. An der diesjährigen Retraite hat die ASP die Vorarbeiten dazu abgeschlossen. Es wurde ein Leitfaden erarbeitet, die Struktur und der Ablauf besprochen sowie geeignete Themen für die ersten Intervisionsgruppen diskutiert.

Vorarbeiten für einen Pilot: ASP-Qualitätszirkel

Qualitätssicherung und -verbesserung sind in unserem beruflichen Alltag von zentraler Bedeutung, und unsere Mitglieder sind hohen Standards und der Einhaltung der Standesregeln des Berufsverbands verpflichtet. Qualitätszirkel sind zusätzlich unterstützende und bewährte Massnahmen zur Qualitätsverbesserung im Gesundheitswesen. Vor dem Hintergrund der zu verhandelnden Qualitätsverträge (Art. 58a KVG) zwischen den Verbänden der Leistungserbringer und den Verbänden der Versicherer möchten wir uns verbandsintern schon heute intensiv mit den möglichen Auswirkungen und Anforderungen auseinandersetzen.

Aus diesem Grund bereiten wir derzeit den Aufbau und die Einführung eines ASP-Qualitätszirkels vor. Dieser wird sich aus einem festen Kreis von Berufskolleginnen und -kollegen auf freiwilliger Basis mit fachlich qualifizierter Moderation zusammensetzen. Im Newsletter 41/06 haben wir unsere Mitglieder aufgefordert, sich bei Interesse an einer Mitwirkung im Qualitätszirkel zu melden. In diesem Zirkel wird zu ausgewählten Themen die bestehende Praxis mit vorhandener Evidenz abgeglichen, Leitlinien und Studien diskutiert und die gewonnenen Erkenntnisse unseren Mitgliedern zur Verfügung gestellt.

Berufskompass Psychotherapie

Lernstress, Prüfungen und Praktika – oft bleibt Studierenden wenig Zeit für die berufliche Orientierung. Wir möchten als Berufsverband eine Möglichkeit zur beruflichen Orientierung bieten, die sich unkompliziert in den vollen Terminkalender von Studierenden integrieren lässt.

Wir organisieren zweimal jährlich ein Treffen für den beruflichen Nachwuchs. Die Studierenden haben dort die Möglichkeit, mit erfahrenen Berufskolleginnen und -kollegen aus unserem Vorstand ihre Interessen, persönlichen Stärken und Erwartungen an den Beruf zu besprechen. Sie können ihre brennendsten Fragen stellen und erhalten einen tieferen Einblick in die Berufspraxis sowie wertvolle Orientierung für ihre Berufswahl und -entwicklung. Der Vorstand steht den Studierenden für komplexe Hürden im Nachgang auch weiterhin als Mentor bzw. Mentorin zur Verfügung. Für uns ist es eine Herzensangelegenheit, den beruflichen Nachwuchs für die Psychotherapie zu begeistern und den langen und kostenintensiven Weg zum Berufsziel etwas einfacher zu gestalten, zu unterstützen und «Hand» zu bieten.

Zukunft der PTW

Es fällt mir sehr schwer, Ihnen mitzuteilen, dass wir beschlossen haben, die Veröffentlichung unserer Zeitschrift Psychotherapie-Wissenschaft (PTW) zum April 2025 mit der dann letzten Ausgabe einzustellen. Diese Entscheidung haben wir nicht leichtfertig getroffen, sondern nach reiflicher Überlegung und angesichts der Herausforderungen, vor denen wir als Berufsverband stehen.

Einer der Hauptgründe für diese Entscheidung ist der zunehmende finanzielle Druck, unter dem unser Verband steht. Wie viele von Ihnen wissen, ist die Publikation einer wissenschaftlichen Zeitschrift eine kostspielige Angelegenheit, die hohe finanzielle Mittel erfordert. Trotz der unermüdlichen Arbeit des Redaktionsteams um Peter Schulthess und Mario Schlegel, die beide die PTW über viele Jahre hinweg mit grossem Engagement und fachlicher Exzellenz geleitet haben, mussten wir erkennen, dass wir die Zeitschrift in ihrer bisherigen Form nicht mehr fortführen können.

Obwohl die PTW eingestellt wird, bleiben Wissenschaft und Forschung ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Arbeit und unserer Identität als Berufsverband. Wir werden uns weiterhin über die Charta für hohe wissenschaftliche Standards einsetzen und sicherstellen, dass aktuelle Forschungsergebnisse in unsere Praxis integriert werden.

An dieser Stelle möchte ich mich persönlich bei Peter Schulthess und Mario Schlegel bedanken – ihre Leidenschaft für die Wissenschaft und ihre sorgfältige, gewissenhafte Arbeit haben die PTW zu einem wertvollen Publikationsorgan für die psychotherapeutische Fachwelt gemacht.

Optimierung des Magazins à jour!

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Neuausrichtung unseres Magazins à jour!, das ab sofort nur noch einmal jährlich erscheinen wird. Diese Veränderung ermöglicht es uns, ausgewählte Inhalte zu optimieren. In Zukunft möchten wir verstärkt klinische Fälle, praxisnahe Berichte und wissenschaftliche Erkenntnisse in den Fokus rücken. Da sich unsere Newsletter sowie die direkte Mitgliederinformation bei brandaktuellen Themen als beliebteste Kommunikationskanäle herauskristallisiert haben und von Ihnen sehr geschätzt werden, erscheint uns das auch sinnvoll.

Veränderungen sind oft mit grosser Wehmut verbunden, doch sie bieten auch die Chance, sich neu auszurichten, mit frischem Blick nach vorn.

Mit herzlichen Grüssen Ihre Gabi Rüttimann

Gabi Rüttimann ist Präsidentin der ASP.