Bericht aus den EAP-Meetings

Wien, 20.–23. Februar 2020

Peter Schulthess

https://doi.org/10.30820/2504-5119-2020-1-17

Leider musste auch dieses Meeting mit einer Schweigeminute begonnen werden für die verstorbene Nicole Attali aus Paris, die viele Jahre dem Executive Board angehörte. Das Lichten der Reihen ist eine Konfrontation mit der Endlichkeit für jede*n von uns, insbesondere da viele Repräsentant*innen der Gliedorganisationen über 60 oder gar über 70 Jahre alt sind.

Um die Geschäftsstelle zu entlasten, wurde Regina Bader aus Wien, die schon einmal als Kassenwartin in der EAP tätig gewesen ist, als Assistentin des Generalsekretärs (Eugenijus Laurinaitis aus Vilnius) bestimmt. Ihre Aufgabe ist es, die Leitung der Geschäftsstelle vor Ort zu gewährleisten.

Wie früher berichtet, hat eine Arbeitsgruppe mit externer Unterstützung ein Dokument mit dem Namen «European Psychotherapy Act» verfasst. Es enthält eine Argumentation zur Bedeutung einer guten psychotherapeutischen Versorgung, eine Liste von Kriterien der Ausbildung und eine Zusammenstellung von sieben Gesetzgebungsbeispielen in EU-Ländern, die Psychotherapie ähnlich regeln. So ist eine Grundlage gegeben, eine europäische Regelung des Berufes einzuleiten. Das Dokument ist nun bereit für die Übergabe an die EU-Kommission.

Im National Umbrella Organisations Committee (NUOC) gab es Diskussionen um die beiden tschechischen Organisation, die gemeinsam Tschechien als National Awarding Organisation vertreten. Es zeigte sich, dass die eine der beiden Organisationen (die psychiatrisch/psychologisch dominierte) im Gesetzgebungsprozess des Landes nicht die Werte der Strassburger Deklaration vertritt, sodass ihr der Status als National Awarding Organisation aberkannt wurde und sie zu einer gewöhnlichen Umbrella Organisation herabgestuft wurde.

Meeting des General Board

Im Membership Committee wurde ein Antrag eines israelischen Biosynthese Instituts auf Mitgliedschaft abgelehnt, wohl aber eine assoziierte Mitgliedschaft vergeben. Aussereuropäische Institute und Organisationen können nicht ordentliches Mitglied der EAP werden.

Im European Training Standards Committee, das für die Anerkennung von Trainingsinstituten zuständig ist, gab ein Konflikt zwischen anerkannten Biosynthese Instituten und dem Mutterhaus in Heiden zu reden. Einige Institute haben sich losgelöst und zahlen geforderte Gebühren nicht mehr, worauf von der übergeordneten Gesellschaft, die mit dem Institut in Heiden identisch zu sein scheint, die Lehrberechtigung in Biosynthese wegen Vertragsverletzung entzogen und von der EAP verlangt wurde, ebenfalls den Abtrünnigen die Anerkennung als Trainingsinstitut zu entziehen, da die Marke Biosynthese geschützt sei und nur mit der Autorisierung der Gründer gelehrt werden dürfe. Die EAP folgte dem nicht, vielmehr wurde die Frage aufgeworfen, ob es zulässig sei, einen Therapieansatz mit Copyright zu schützen. Diese Diskussion muss noch weitergeführt werden.

Im Anschluss an die Meetings hat das Science und Research Committee (SARC) eine Tagung zum Thema «Initiating Practice Related Re­search» durchgeführt (siehe Tagungsbericht). Am 17./18. Oktober wird die Working Group for Refugees in Pristina eine Tagung zum Thema «Integration of Refugees in Europe» abhalten.

Im Jahr 2020 ist es 30 Jahre her, seit die sogenannte Strassburger Deklaration verfasst und unterzeichnet wurde. Darin wird erstmals länderübergreifend die Psychotherapie als eigenständiger wissenschaftlicher Beruf definiert. Die ASP war wegweisend mit dabei bei der Verfassung dieses Textes und brachte die Inhalte der Charta mit ein. Die Strassburger Deklaration bildet bis heute die Grundlage für die EAP und ihre Gliedorganisationen. Sie hat die Gesetzgebungen in manchen europäischen Ländern (leider nicht in der Schweiz) massgeblich beeinflusst. Das 30-jährige Jubiläum wurde im Anschluss an die Meetings im Neubau der medizinischen Fakultät der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien gefeiert mit Vorträgen von Alfred Pritz, einem der seinerzeitigen Initianten, der EAP-Registrarin Ivana Slavkovic, der EAP-Vizepräsidentin Patricia Hurst und dem Generalsekretär Eugenijus Laurinaitis.

Peter Schulthess ist Vorstandsmitglied der ASP und vertritt den Verband gemeinsam mit Gabriela Rüttimann in der EAP. Er ist Vorsitzender des SARC in der EAP.