Berichte

Renate Lackner, Vorstandsmitglied DVP

Schulen- und Berufsübergreifender Deutscher Dachverband für Psychotherapie – eine Standortbestimmung

Auf der Mitgliederversammlung am 2.10.2010 wurde ein neuer Vorstand gewählt:

Karin Reuter: 1. Vorsitzende
Willi Bulthaup: 2. Vorsitzender
Thorsten Kubach: Schatzmeister
Renate Lackner: Vertreterin der Einzelmitglieder
Ulrich Kindler: Vertreter der Verbände

Frau Reuter trat mit Wirkung zum 01.02.2011 von ihrem Amt als 1. Vorsitzende zurück. Wir bedauern dies sehr, bedanken uns für ihr Engagement und ihre großen Verdienste für den Verband und wünschen ihr für die Zukunft alles Gute.

Personelle Veränderungen gibt es auch in der Geschäftsstelle. Frau Papadopoulos-Daum ist mit neuer Telefon- und Faxnummer dienstags und freitags von 8.00 – 14.00 Uhr persönlich erreichbar und wird sich gern um alle Anliegen kümmern.

Für was steht nun der neue Vorstand?

Wir sind angetreten, die bisherige Arbeit unserer VorgängerInnen, denen wir allen für Ihren unermüdlichen Einsatz danken, fortzuführen. Wir blicken nach vorne und setzen unsere volle Kraft dafür ein, den DVP mit seiner Geschäftsstelle in Mainz zu einer funktionierenden Anlaufstelle für alle im psychotherapeutischen Sektortätigen KollegInnen auszubauen. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit wird sicherlich weiterhin darin bestehen, interessierte KollegInnen bei der Beantragung des ECP zu beraten und zu unterstützen, ihre Anträge in die Gremien des EAP einzubringen und sie bis zur Erteilung des Certificates zu begleiten. Obwohl in den letzten Jahren auf europäischer Ebene zahlreiche hilfreiche Strukturen geschaffen wurden, ist es für einen Außenstehenden immer noch schwierig, sich auf sich allein gestellt dort zu Recht zu finden.

Da der DVP e.V. als NAO Deutschland auf europäischer Ebene vertritt, müssen alle ECP-Anträge über ihn eingereicht werden mit Ausnahme der KollegInnen, die in einem der 4 als EAPTIs zugelassenen Ausbildungsinstitute ihre Weiterbildung absolvieren. Die EAPTIs können mit Hilfe des sog. „Direct Awards“ ECP direkt beim EAP beantragen, werden aber im Rahmen der Akkreditierung von der NAO geprüft. Dies trifft für das Hamburger Institut für gestaltorientierte Weiterbildung (HIGW), die International Academy for Positive and Cross-Cultural Psychotherapy (IAPP) in Wiesbaden, das Lehr- und Forschungsinstitut für systemische Studien in München und die Wiesbadener Akademie für Psychotherapie (WIAP) zu.

Ein weiterer Kernbereich unserer Arbeit wird sein, Fort- und Weiterbildungsangebote zu etablieren, zu einzelnen Themenfeldern wie Praxisorganisation, Mediation, Trauma und Traumafolgestörungen, sexueller Missbrauch, Sucht, zu einzelnen Störungsbildern wie Psychose, Persönlichkeitsstörungen, um nur einige zu nennen, bis hin zu Weiterbildungen in EMDR, systemischer Therapie, NLP und anderen Verfahren. Auch im Bereich der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie wird es Fortbildungen geben. Wir wollen für Ausbildungsinstitute und Verbände wieder ein interessanter und verlässlicher Ansprechpartner sein und sie in ihren Anliegen und bei ihrenForschungsprojekten unterstützen sowie mit Ihnen kompetente Netzwerke bilden. Es ist in der heutigen Zeit sehr wichtig, gut vernetzt zu sein! Es soll sich wieder lohnen, im DVP Mitglied zu sein.

Als schulen- und berufsübergreifender Dachverband streben wir an, möglichst viele im psychotherapeutischen Sektor tätige Institutionen und Einzelpersonen in ihren Anliegen zu vertreten bzw. mit ihnen zu kooperieren, um vernetzt ein Gegengewicht zu den in den Kammern organisierten Interessenverbänden zu schaffen und sich so in wichtigen Fragen bei den Entscheidungsgremien Gehör zu verschaffen.

In den nächsten Monaten steht die Klärung von zwei wichtigen Anliegen an. Zum einen geht es um die Frage, ob es für ECP-Holder verpflichtend ist, in einem Verband Mitglied zu sein? In den Statuten des EAP ist diese Verpflichtung verankert. In der Praxis wird dieser Passus unterschiedlich ausgelegt und gehandhabt sowie konträr diskutiert. Um weiteren sich zwangsläufig einstellenden Missverständnissen vorzubeugen, hat der DVP einen Antrag beim EAP eingereicht, der bereits bei dem Treffen in Wien andiskutiert wurde und im Herbst auf dem nächsten Meeting in Rom weiterbehandelt werden wird. Bis dahin gilt es, Sachargumente zusammen zu tragen und die für und wider abzuwägen. Wir laden alle Interessierte zu einem fruchtbaren Dialog darüber ein.

Letztendlich geht es um die Frage, ob das ECP in Deutschland neben der Approbation zur psychologischen PsychotherapeutIn oder zur Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutIn in Anbetracht der Methodenvielfalt ein analoger Qualitätsnachweis über die absolvierte Aus- und Weiterbildung für alle nicht kassenzugelassenen Therapeuten sein kann? Zu diesem Qualitätsnachweis gehört es auch, sich ethischen Richtlinien verpflichtet zu fühlen und Zugang zu einer Ethikkommission zu haben wie es durch eine Mitgliedschaft in einem Verband wie dem DVP oder einer seiner Mitgliedsverbändegegeben ist. Zum anderen wurden wir durch eine Anfrage vom BAPt e.V. auf ein Problem mit dem Krankenhausfinanzierungsreformgesetz (KHRG) aufmerksam gemacht, das seit dem 1. 01. 2009 in Kraft ist. Es sieht vor, auch im Bereich der Psychiatrie und Psychosomatik ein System von leistungsorientierten pauschalisierten Tagesentgelten einzuführen, nach denen sich die Kliniken bereits ab 2013 finanzieren werden. Nur die Therapieverfahren, die bereits in den Fallpauschalen (DRGs) verankert sind, werden zukünftig finanziert sein. Einige Verfahren, wie beispielsweise Musiktherapie, Kunsttherapie etc. sind bereits seit ca. 8 Jahren dort aufgenommen, andere noch nicht. Von daher ist es enorm wichtig, die Mitwirkungsmöglichkeit beim OPS über ein jedes Jahr stattfindendes Vorschlagsverfahren wahrzunehmen. Einzeln anfragende Verbände wurden immer wieder auf die beteiligten Psychotherapeutenkammern verwiesen, die die Richtlinienverfahren vertreten. Trotzdem konnten bereits Zwischenerfolge erreicht werden.

Um die Arbeitsmöglichkeiten von Gestalttherapeuten (HPG), Kunsttherapeuten (HPG), Körpertherapeuten (HPG), Musiktherapeuten (HPG), etc. in Kliniken zu erhalten und dafür zu sorgen, dass die Berufsgruppen in die Kategorie „notwendig für die Behandlung“ aufgenommen werden, ist es unerlässlich, sich hier in den zuständigen Gremien Gehör zu verschaffen. Wir werden daher alle betroffenen Verbände anschreiben und einladen, in Kooperation oder unter dem Dach des DVP e.V. eine Kommission zu bilden, die ein Positionspapier erarbeitet, mit dem wir dann gemeinsam bei den Selbstverwaltungspartnern auf Bundesebene (Deutsche Krankenhausgesellschaft, GKV-Spitzenverband, Verband der Privaten Krankenversicherung), beim Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) oder beim DRG-Institut vorstellig werden, je nachdem, um was es geht.

Es wäre schön, möglichst viele MitstreiterInnen zu finden. Lassen Sie uns ein handlungsfähiges Netzwerk bilden.